Nairobi (epd). Der in Mali entführte deutsche Priester Hans-Joachim Lohre ist wieder frei. Das Auswärtige Amt bestätigte am Montagnachmittag in Berlin, dass „der betroffene deutsche Staatsangehörige mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrt“ sei. Der französische Auslandssender RFI hatte am Sonntagabend unter Berufung auf malische Regierungsquellen berichtet, dass Lohre nach einem Jahr und sechs Tagen in Gefangenschaft am Sonntagmorgen befreit wurde. Zu Einzelheiten der Befreiung oder Freilassung Lohres wollte sich das Auswärtige Amt, wie es hieß, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht äußern.
Der 65 Jahre alte Pater lebte seit mehr als 30 Jahren in Mali und unterrichtete am Institut für christlich-islamische Bildung in Bamako, das sich für interreligiösen Dialog einsetzt. Lohre war im November 2022 von der islamistischen Terrorgruppe Dschamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin entführt worden, die Al-Kaida nahesteht. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte seinerzeit die Freilassung des Geistlichen gefordert.
Der Grund der Entführung und die genauen Umstände der Befreiung waren zunächst unklar. Weder von malischer noch von deutscher Seite gab es offizielle Statements. RFI hatte bereits am Sonntag berichtet, dass Lohre nach Deutschland zurückgereist sei.
In Mali herrscht seit Jahren Gewalt. Vor allem im Norden und im Zentrum des westafrikanischen Landes terrorisieren bewaffnete Gruppen die Bevölkerung. Entführungen wurden jüngst in der gesamten Sahel-Region verstärkt als Mittel von Islamisten zur Erpressung von Lösegeld eingesetzt. Der katholische Geistliche Lohre war der erste, der im Herzen der Hauptstadt Bamako entführt wurde, wo die Regierung eigentlich die Kontrolle hat.
Auch die malische Armee, die nach zwei aufeinanderfolgenden Putschen das Land regiert, wird immer wieder für Menschenrechtsverbrechen verantwortlich gemacht. Die UN-Friedensmission Minusma zieht auf Wunsch der malischen Militärregierung bis Ende des Jahres ab. Große Teile der internationalen Truppen haben bereits das Land verlassen, darunter auch deutsche Bundeswehrsoldaten.