Index: Klima-Hilfen in verwundbaren Ländern stark unterfinanziert

Index: Klima-Hilfen in verwundbaren Ländern stark unterfinanziert
Kleinbauern gegen Dürren rüsten oder Dämme gegen Fluten bauen: Die Anpassung an die Klimakrise wird immer wichtiger. Ausgerechnet in besonders verletzlichen Ländern fehlt dafür laut einer Analyse Geld.

Berlin (epd). In Afghanistan, dem Südsudan und Niger sind laut einer Analyse von „Brot für die Welt“ Vorhaben zur Anpassung an die Klimakrise am stärksten unterfinanziert. Die drei Länder zählen laut einem am Mittwoch von dem evangelischen Hilfswerk in Berlin vorgestellten Index zugleich zu den Staaten, die einem besonders hohen Risiko durch die Erderwärmung ausgesetzt sind. „Ausgerechnet bei den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, kommt das ohnehin zu knappe Geld nicht an“, sagte die Präsidentin des Hilfswerks, Dagmar Pruin.

Dem sogenannten Anpassungsindex zufolge sind in den 14 Staaten mit dem höchsten Risiko Projekte zur Anpassung an die Erderwärmung am stärksten unterfinanziert. Dazu zählen neben Afghanistan, dem Südsudan und Niger auch der Jemen, Uganda, Somalia, Irak und Syrien. Den meisten Ländern drohe eine „dauerhafte Resilienzlücke“, die eine nachhaltige Entwicklung unmöglich mache, sagte Pruin.

Für den Index wurden laut „Brot für die Welt“ die Hilfen für 129 Länder analysiert. Dabei sei untersucht worden, ob die für die Anpassung an den Klimawandel bereitgestellten Gelder für die Jahre 2014 bis 2020 - etwa um die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen Stürme oder Dürren zu machen - dem Risiko in den jeweiligen Ländern gerecht werde.

Vergleichsweise gut ausgestattet sind demnach die Inselstaaten Nauru, Tuvalu und die Marshallinseln. Allerdings werden in dem Index keine stetigen Veränderungen wie der ansteigende Meeresspiegel als Klimarisiko berücksichtigt, die für diese Länder zu den größten Gefahren zählen.

Die Klimaexpertin von „Brot für die Welt“, Sabine Minninger, kritisierte, dass insgesamt zu wenig Geld für die Anpassung an den Klimawandel bereitgestellt werde. Besonders vernachlässigt seien afrikanische Staaten.

Die Industriestaaten haben versprochen, ärmere Länder ab 2020 mit jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar aus staatlichen und privaten Quellen beim Klimaschutz und der Anpassung an die Erderwärmung zu unterstützen. Bisher wurde dieses Ziel nicht erreicht. Das UN-Entwicklungsprogramm Unep schätzt den Fehlbetrag allein bei der Anpassungsfinanzierung auf 194 bis 366 Milliarden US-Dollar (182 bis 345 Milliarden Euro) pro Jahr.

In Dubai wird vom 30. November bis zum 12. Dezember die Weltklimakonferenz von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgerichtet. Bei dem Gipfel, zu dem Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 190 Staaten erwartet werden, soll auch ein neuer Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste eingerichtet werden. Ein solches Finanzinstrument war von Entwicklungsländern lange gefordert worden. Minninger sagte, die „besonders vulnerablen Zielgruppen“ müssten dabei von Beginn an Priorität haben.