Bonn (epd). Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat die neue Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung als „ehrliche Bestandsaufnahme der kirchlichen Situation“ bezeichnet. Nun sei ein „offener Diskurs“ über die Bedeutung der Ergebnisse nötig, sagte Kohlgraf, der Vorsitzender der Pastoralkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, am Dienstag in einem Online-Pressegespräch. Allerdings dürfe man die christlichen Kernbotschaften nicht von Mehrheiten abhängig machen.
Zum ersten Mal hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz sich an der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt, die am Dienstag in Ulm auf der EKD-Synode vorgestellt wurde. Die EKD führt seit 1972 alle zehn Jahre diese breit angelegte Untersuchung durch, um die evangelische Kirche aus der Sicht ihrer Mitglieder zu erforschen und ein möglichst umfassendes Bild kirchlicher Wirklichkeit zu erhalten.
Die Studie zeige ein „ungeschminktes und sehr facettenreiches Bild der aktuellen Lage von Religion und Kirche in Deutschland“, fügte Bischof Kohlgraf hinzu: „Sie liefert uns die häufig beschworenen 'Zeichen der Zeit', die es im Lichte des Evangeliums zu deuten gilt.“ Wichtig sei, dass in den Daten noch nicht ihre Interpretation liege, „ebenso wenig die daraus zu ziehenden Handlungskonsequenzen“.
Tobias Kläden, Koordinator für die katholische Beteiligung an der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, bezeichnete die Ergebnisse der Studie als „ernüchternd“. Dennoch gehe aus dieser hervor, dass die Erwartung der Menschen an die Kirchen nach wie vor hoch sei. Es zeige sich zudem, dass die Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche in der Wahrnehmung geringer würden, sagte der Referent für Evangelisierung und Gesellschaft sowie stellvertretender Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz (KAMP).
Die katholische Beteiligung an der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung erstreckt sich den Angaben zufolge wesentlich auf die Mitwirkung katholischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im KMU-Beirat. Die Gesamtkoordination liege bei der EKD, so die Bischofskonferenz.