Berlin (epd). Eine wachsende Zahl von Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist nur befristet angestellt. Von den fast 3,3 Millionen staatlichen Angestellten hatten im vergangenen Jahr rund 517.000 einen Zeitvertrag, 28 Prozent mehr als vor zehn Jahren, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Montag mitteilte. Er verwies auf noch unveröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes. In den vergangenen zwei Jahren stieg ihre Zahl demnach um 16 Prozent. Zuerst hatten die Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft (Montag) über den Trend berichtet.
„In den vergangenen Jahren war im öffentlichen Dienst eine deutliche Zunahme an befristeten Arbeitsverhältnissen zu verzeichnen“, teilte der DGB mit. Deren Anteil erhöhte sich bei den Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst zwischen 2004 und 2022 von 9,8 Prozent auf 15,7 Prozent. Am 30. Juni 2022 hatten insgesamt 517.005 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst einen Zeitvertrag (davon 58,2 Prozent Frauen).
Allein im Jahr 2021 seien rund 60 Prozent der Neueinstellungen befristet gewesen, hieß es. In der Privatwirtschaft seien es nur halb so viele. Die höchsten Befristungsanteile weisen die Länder mit einer Quote von 29,5 Prozent auf, gefolgt vom Bund (13,4 Prozent), den Kommunen (6,8 Prozent) und der Sozialversicherung/Bundesagentur für Arbeit (5,3 Prozent). Grundsätzlich seien mehr Frauen als Männer befristet beschäftigt, hieß es.
Der DGB kritisierte die Befristungs-Praxis scharf. „Mit befristeten Arbeitsverträgen und dürftig ausgestatteten Dienststellen wird es immer schwerer fallen, neue und gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen und zu halten“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack der Redaktionsgesellschaft. Die Bundesregierung solle umsetzen, was sie im Koalitionsvertrag vereinbart habe: „Die Möglichkeiten zur sachgrundlosen Befristung und zur sogenannten Haushaltsmittelbefristung müssen endlich weg.“ Letztere wirke sich im öffentlichen Dienst besonders negativ aus.