Düsseldorf (epd). Die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Deborah Feldman hat der Bundesregierung im Gaza-Krieg eine zu starke Nähe zu der rechtskonservativen Regierung Israels vorgeworfen. „Die Bundesregierung sorgt derzeit für eine Atmosphäre, in der es problematisch ist, zu sagen, dass auch unschuldige Zivilisten in Gaza getötet werden“, sagte die in Berlin lebende Feldman der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Diese einseitige Loyalität mit der rechtsnationalen Regierung Israels werde selbst dort kritisch gesehen.
Feldman, die in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in New York aufwuchs, appellierte an die Bundesregierung, sich „zu emanzipieren“. Sie müsse in der Lage sein, einerseits an der Seite Israels zu stehen, andererseits aber auch Israels Politik im Gaza-Krieg zu kritisieren. Dass das Existenzrecht Israels deutsche Staatsräson sei, dürfe nicht dazu führen, dass Deutschland „gegenüber Israel blind“ werde und nicht hinschaue, was mit den Palästinensern gemacht werde, mahnte die Schriftstellerin.
In Deutschland diene die uneingeschränkte Solidarität mit Israel als ein Freispruch vom Vorwurf des Antisemitismus, sagte Feldman. Wenn Israel aber Wege gehe, „die man eigentlich nicht mehr unterstützen dürfte“, sähen sich viele Deutsche in ihrer eigenen Abgrenzung vom Antisemitismus bedroht und ließen Israel-Kritik nicht zu.
Feldman, die sich mit jüdischem Leben und mit Antisemitismus beschäftigt, warnte eindringlich vor religiösen Eiferern, gerade auch in Israel. „Wir müssen anfangen zu verstehen, dass die Radikalen in Israel wie alle anderen Radikalen auf der Welt sind: Sie sind Feinde der Demokratie, der Freiheit, genauso wie die Islamisten, die hier ein Kalifat errichten wollen“, betonte sie. Wenn die Deutschen aus der Vergangenheit lernen wollten, dann müssten sie sich immer wieder an den ersten Artikel des Grundgesetzes erinnern: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“