Frankfurt a.M., Bamako (epd). In Mali sind bei Drohnenangriffen der Armee rund um den geräumten UN-Stützpunkt Kidal Medienberichten zufolge mehrere Zivilisten gestorben. Mindestens zehn Menschen, darunter bis zu vier Kinder, seien in der Stadt im Norden des Landes getötet worden, aus der die UN-Mission Minusma vor einer Woche abgezogen war, berichtete der französische Sender RFI am Dienstag. Die Zahl der Opfer basiere auf ersten Informationen und könne noch steigen.
RFI gab als Quellen für die Informationen zivile Persönlichkeiten vor allem aus dem medizinischen Sektor und Rebellen der Tuareg-Koalition CSP an. Die Armee selbst habe auf eine Anfrage noch nicht reagiert. Kidal steht im Mittelpunkt von Kämpfen zwischen der CSP, deren Hochburg die Stadt ist, und der malischen Armee.
Am 31. Oktober hatte die UN-Mission wegen Sicherheitsbedenken zwei Wochen früher als geplant ihren Stützpunkt in Kidal verlassen. Die Armee hatte die Basis deshalb nicht rechtzeitig erreicht, um sie zu übernehmen, so dass sie den Rebellen in die Hände fiel. Die malische Militärregierung hatte die UN-Mission im Juni aufgefordert, das Land zu verlassen. Geplant ist ein kompletter Rückzug bis Ende des Jahres und die Übergabe der Stützpunkte an die malische Armee. Doch die Sicherheitslage verschärft sich zunehmend, so dass die Mission den Abzug forciert.
Der Konvoi mit den letzten UN-Soldaten aus Kidal, der die Stadt in Richtung des Minusma-Hauptquartiers in Gao verlassen hatte, wurde nach Angaben der Mission bislang sechsmal angegriffen. Zuletzt wurden am Samstag 22 Blauhelme bei der Explosion improvisierter Sprengsätze verletzt, wie UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag (Ortszeit) in New York mitteilte. Die Verwundeten seien auf dem Luftweg evakuiert worden, um in Gao medizinisch versorgt zu werden.
Durch die Angriffe verzögert sich das Eintreffen des Konvois in Gao, das für das Wochenende geplant war. Versorgungsflüge hätten am Sonntag lebenswichtige Güter zu den Soldaten gebracht, teilte die Minusma am Dienstag mit. Am vergangenen Mittwoch waren acht Blauhelme des Konvois und am Freitag sieben ebenfalls durch Sprengsätze verletzt worden.
Die UN-Mission in Mali war eine der größten weltweit und galt als eine der gefährlichsten. Die Minusma war mit etwa 15.000 militärischen und zivilen Kräften im Land, darunter auch bis zu 1.100 Bundeswehrsoldaten. Seit 2013 sollte sie die Umsetzung eines Friedensvertrages mit Tuareg-Gruppen, die vorübergehend die Kontrolle über Nordmali übernommen hatten, überwachen und die Bevölkerung schützen. Die Ausbreitung von Terrorgruppen konnte Minusma nicht verhindern. Seit Beginn des Abzugs hat die Gewalt in der Region deutlich zugenommen.