Berlin, Bogotá (epd). Die Farc-Splittergruppe Estado Mayor Central hat die Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung ausgesetzt. Das gab die Rebellengruppe in einer am Sonntag (Ortszeit) in der Tageszeitung „El Colombiano“ abgedruckten Erklärung bekannt. Demnach hat der Staat nach Ansicht der Rebellen seine Verpflichtungen nicht erfüllt. An dem bilateralen Waffenstillstand will die Farc-Splittergruppe zunächst bis zum Jahresende festhalten.
Die Gruppe Estado Mayor Central (EMC) erklärte sich aber laut der Mitteilung bereit, die Gespräche „an einem beliebigen Ort auf dem Staatsgebiet“ fortzusetzen, wenn die Regierung ihre Zusagen einhalte. In der Vereinbarung hätten sich die Parteien verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, die es den Gemeinden ermöglichen, ihr tägliches Leben in Frieden und Ruhe zu gestalten, schreibt die EMC. „Wir haben diese Verpflichtungen von unserer Organisation aus erfüllt, aber die andere Seite, der Staat, hat sich überhaupt nicht daran gehalten.“
Für Präsident Gustavo Petro wäre ein Scheitern der Friedensgespräche ein herber Rückschlag. Bei Amtsantritt hatte er einen umfassenden Frieden versprochen und will deshalb mit allen noch aktiven Rebellengruppen Verhandlungen aufnehmen.
EMC ist die größte Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla, die sich inzwischen in eine politische Partei umgewandelt hat. Die Gruppe trat nicht dem 2016 geschlossenen Friedensvertrag bei und legte auch nicht die Waffen nieder. Nach eigenen Angaben hat EMC 3.000 Kämpfer. Nach anderen Quellen sind es mehrere hundert Kämpfer, die von Néstor Gregorio Vera Fernández, alias Iván Mordisco, angeführt werden. Die Gruppe ist vor allem im Süden und Osten des Landes aktiv. Haupteinnahmequelle soll der Drogenhandel sein.
Kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen kämpfen in vielen Gebieten Kolumbiens um die Vorherrschaft im Drogengeschäft. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.