Frankfurt a.M. (epd). Die Vereinten Nationen haben Pakistan aufgefordert, die Abschiebung Tausender afghanischer Geflüchteter zu stoppen. „Sehr viele Afghanen, die gezwungen sind, Pakistan zu verlassen, stehen vor großen Schwierigkeiten und sind in Gefahr“, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Montag. Afghanistan befinde sich inmitten einer humanitären Krise, die durch den beginnenden Winter noch verschärft werde. „Ich rufe Pakistan auf, seine lange Tradition fortzusetzen und Afghaninnen und Afghanen in Not Schutz zu gewähren.“
Die pakistanische Regierung hat Schutzsuchende ohne gültige Papiere Anfang Oktober aufgefordert, bis Ende des Monats das Land zu verlassen. Seitdem werden afghanische Geflüchtete zu Hunderten in Lagern interniert und in ihre Heimat abgeschoben. Laut der pakistanischen Zeitung „Dawn“, die sich auf Behördenangaben beruft, kehrten bislang etwa 174.000 afghanische Männer, Frauen und Kinder zurück. In Pakistan leben etwa vier Millionen Afghaninnen und Afghanen, davon laut Behördenangaben rund 1,7 Millionen ohne Aufenthaltserlaubnis. Die pakistanischen Behörden begründen ihr Vorgehen mit Sicherheitsbedenken.
Hilfsorganisation schlagen seitdem Alarm. Die Menschen, von denen viele seit Jahrzehnten in Pakistan leben, kehrten nur mit den Kleidern zurück, die sie am Leib tragen. Sie hätten keine Unterkunft und kein Essen und müssten bei tiefen Temperaturen im Freien übernachten. Zudem verweisen Menschenrechtsorganisationen auf die Gefahr durch die regierenden Taliban für zahlreiche Rückkehrerinnen und Rückkehrer, die in Pakistan auf ihr Visum für ein europäisches oder nordamerikanisches Land gewartet haben.
Afghanische Behörden in Kandahar, in der Nähe des Grenzübergangs Chaman, riefen derweil zu internationaler Hilfe auf. Hilfsorganisationen müssten ihre Unterstützung für die Menschen in der Grenzregion erhöhen, erklärte das für die Rückkehrer zuständige Gremium laut einem Bericht des afghanischen TV-Senders Tolo. Auch bräuchten viele Menschen medizinische Versorgung.