Frankfurt a.M. (epd). Pro Asyl hat die Bundesregierung zu einer schnelleren Aufnahme gefährdeter Afghaninnen und Afghanen aufgerufen. In Anbetracht der anlaufenden Abschiebung afghanischer Geflüchteter aus Pakistan, befürchteten viele von ihnen in ihrer Heimat von den Taliban verfolgt, verhaftet und getötet zu werden, teilte die Organisation am Samstag in Frankfurt mit. „Viele Menschen mussten für die Aufnahmeverfahren Deutschlands und anderer Länder nach Pakistan fliehen“, erklärte die Afghanistan-Referentin von Pro Asyl, Alema Alema. „Dort waren sie nie sicher, nun hat sich ihre Lage noch verschärft.“
Die pakistanische Regierung hat Schutzsuchende ohne gültige Papiere Anfang Oktober aufgefordert, bis Ende des Monats das Land zu verlassen. Andernfalls würden sie in Internierungslager gebracht und abgeschoben. In Pakistan leben etwa vier Millionen Afghaninnen und Afghanen, davon laut Behördenangaben rund 1,7 Millionen ohne Aufenthaltserlaubnis. Etwa 200.000 afghanische Schutzsuchende haben Pakistan in den vergangenen Tagen verlassen. Neben der Bedrohung durch die Taliban sehen Hilfsorganisationen in Anbetracht des einsetzenden Winters und fehlender Versorgung die Gefahr einer humanitären Krise. Zugleich hat Pakistan mit der Internierung von Flüchtlingen aus dem Nachbarland begonnen.
Die Betroffenen und die pakistanischen Behörden hätten sich nach der Machtübernahme durch die Taliban 2021 darauf eingestellt, dass sich besonders bedrohte Afghaninnen und Afghanen nur für kurze Zeit für die Visaverfahren in Pakistan aufhalten würden, erklärte Alema. Das Auswärtige Amt müsse endlich dafür Sorge tragen, dass sie schnell herausgebracht würden. „Jeder Tag des Wartens kostet Menschenleben.“
Die Bundesregierung hat früheren Ortskräften von Bundeswehr und deutscher Entwicklungshilfe sowie besonders verfolgten Afghaninnen und Afghanen eine Aufnahme in Deutschland zugesagt. Vor einem Jahr startete ein Programm, mit der Zusage 1.000 bedrohten Menschen Schutz zu bieten. Doch es kam lange nicht voran und wurde zeitweise ausgesetzt. Erst Ende September fanden die ersten Einreisen statt.