Argentinien: Ultrarechter Ökonom Milei geht als Favorit in Wahlen

Argentinien: Ultrarechter Ökonom Milei geht als Favorit in Wahlen

Berlin, Buenos Aires (epd). Der ultrarechte Ökonom Javier Milei geht bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag in Argentinien als Favorit ins Rennen. Der 52-Jährige kommt in aktuellen Umfragen auf rund 35 Prozent der Wählerstimmen. Milei inszeniert sich als politischer Außenseiter und profitiert von dem Frust der Menschen über die Wirtschaftskrise. Er verspricht weniger Steuern und einen schlanken Staatsapparat. Gleichzeitig verharmlost er die Verbrechen der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983).

Neben Milei treten Patricia Bullrich, Kandidatin des konservativen Parteienbündnisses „Juntos por el Cambio“ („Gemeinsam für den Wechsel“) und Sergio Massa für das peronistische Bündnis „Unión por la Patria“ („Union für das Vaterland“) an. Bullrich und Massa hatten schon Regierungs- und Ministerämter inne und gelten als Kandidaten des Establishments.

Milei selbst bezeichnet sich als „Anarchokapitalisten“. Er will die Zentralbank abschaffen, den US-Dollar als Währung einführen sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren. Er spricht sich für eine Lockerung des Waffenrechts aus und will das hart erkämpfte Recht auf Schwangerschaftsabbruch wieder abschaffen. Menschenrechtler befürchten, als Staatschef könnte er verurteilte Militärs begnadigen und die Aufarbeitung der Verbrechen während der Diktatur stoppen. Unterstützung erhält Milei unter anderem vom rechtsextremen brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro.

Milei, der noch vor ein paar Monaten als Exzentriker belächelt wurde, verspricht den Argentiniern einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise. Er ist den Menschen durch zahlreiche TV-Auftritte bekannt, bei denen er die etablierte Politik beschimpfte.

In der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas liegt die Inflationsrate bei rund 115 Prozent. Das Land hat hohe Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Immer mehr Menschen aus der Mittelschicht sind in die Armut gerutscht, die Armutsquote beträgt rund 40 Prozent.