Aachen (epd). Das Bistum Aachen hat eine Liste mit den Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt veröffentlicht. Damit wolle man Betroffenen die Möglichkeit geben, aus dem Dunkelfeld herauszutreten und sich mitzuteilen, erklärte der katholische Bischof Helmut Dieser am Mittwoch in Aachen. Betroffene können sich telefonisch oder online mit Hinweisen an das Bistum wenden. Bisher ist keine andere Diözese in Deutschland mit einer solchen Liste an die Öffentlichkeit gegangen.
Auf der Liste stehen die Klarnamen von 53 Männern - 52 Priester und ein Laie - die nachweislich oder mutmaßlich sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene ausgeübt haben sollen. Bischof Dieser sagte, unter den nun veröffentlichten Namen der mutmaßlichen Täter sei auch ein 1986 gestorbener Weihbischof. „Ich verstehe, dass dies für viele ein Schock sein muss. Wir machen für keinen mutmaßlichen Täter eine Ausnahme, ganz gleich, welchen Rang er zeitlebens einnahm.“ Das Bistum wolle Verantwortung für Verbrechen von Geistlichen und für deren# Aufarbeitung sowie für die Betroffenen übernehmen und sie vor einer Retraumatisierung schützen.
Für die Veröffentlichung seien mit fachlicher Unterstützung genaue Kriterien erarbeitet worden, erklärte das Bistum. Dazu zählt etwa eine einschlägige staatliche oder kirchenrechtliche Verurteilung oder mindestens ein positiv beschiedener Antrag auf Anerkennung des Leids von der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) auf Bundesebene. Zudem würden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nur Namen von Menschen veröffentlicht, die bereits vor mehr als zehn Jahren gestorben sind. Neben dem Namen werden die Beschuldigungen zeitlich eingeordnet, bekannte Strafurteile und der berufliche Werdegang der jeweiligen Personen aufgeführt.
Vor etwa drei Jahren hatte ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl für das Bistum Aachen mindestens 175 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch insgesamt 81 Kleriker seit 1965 benannt. Die Gutachter hatten den jeweiligen Kirchenleitungen vorgeworfen, die Täter geschützt, die Opfer hingegen ignoriert zu haben.