Charité will mehr Freiheiten für Pflegeberufe

Charité will mehr Freiheiten für Pflegeberufe

Berlin (epd). Die Berliner Universitätsmedizin Charité plädiert in einem gemeinsam mit anderen Kliniken erarbeiteten Positionspapier für eine akademische Ausbildung und mehr Freiheiten im Pflegeberuf. Die Charité-Vorständin für Personal und Pflege, Carla Eysel, kritisierte laut einer Mitteilung ihrer Klinik vom Freitag, dass es dem Pflegepersonal in Deutschland aktuell nicht erlaubt sei, „eigenständig zu impfen, Medikamente zu verschreiben und ab Master-Level Diagnosen zu stellen“. Mögliche Lösungsstrategien sähen die beteiligten Kliniken in einer gestärkten „Kompetenz und Autonomie von Pflegefachpersonen“.

Grund für das Positionspapier ist den Angaben zufolge der Fachkräftemangel in der Pflege. Die Charité bezifferte ihn aktuell auf rund 35.000 fehlende Pflegekräfte im deutschen Gesundheitssystem. Um diese Lücke zu schließen, ist es laut Eysel notwendig, Pflegekräfte akademisch zu qualifizieren. „Der Pflegeberuf wird dadurch wesentlich attraktiver und bietet größere Chancen für die berufliche Weiterentwicklung“, hieß es. Der Grad der Autonomie richte sich dabei „nach dem erreichten Ausbildungsniveau“.

Als Beispiel für eine akademische Aufwertung nannte Eysel eine Fachkraft „Endometriose Nurse“. Endometriose ist eine Unterleibserkrankung bei Frauen, die mit starken Schmerzen während der Regelblutung, Unterleibskrämpfen oder auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr einhergehen kann.

Die Initiatoren wollen ihr Positionspapier am Sonntag beim Weltgesundheitsgipfel (World Health Summit) in Berlin Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) überreichen. Außer einer erweiterten Autonomie für akademisch qualifizierte Pflegekräfte fordern die beteiligten Kliniken darin ein tariflich festgelegtes Verhältnis zwischen Pflegenden einerseits sowie Patientinnen und Patienten andererseits, auch „Nurse-to-patient-Ratio“ genannt.

Außerdem befürworten sie ein Transparenzregister, mit dessen Hilfe sich Patientinnen und Patienten über die Qualität der Versorgung in einzelnen Kliniken informieren können. „Mit der Aufnahme von Qualitätsindikatoren wie dem Ausbildungsstand sowie der Pflegepersonalausstattung in das Register lässt sich ein Anreiz schaffen, die Quoten akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen zu steigern“, hieß es.