Hamburg (epd). Unter dem Leitthema „Wasser“ hat ein ökumenischer Gottesdienst im Hamburger Michel am Tag der Deutschen Einheit auf die politische und geschichtliche Bedeutung der Elbe hingewiesen. Die evangelische Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, erinnerte am Dienstag daran, dass nach der friedlichen Revolution die Elbe „nicht mehr die todbringende Trennungslinie“ gewesen sei. Der katholische Erzbischof Stefan Heße forderte für Europa „eine menschenwürdige und solidarische Flüchtlingspolitik“ und hob die Bedeutung des Ehrenamts hervor.
Die Bischöfin dankte laut Redetext allen, die in diesen Zeiten Verantwortung übernehmen. Leicht sei das nicht immer. Über die Pandemie-Jahre seien viele dünnhäutig, ungeduldig, ungnädig und abwertend geworden. „Mag sein, weil sich's derzeit so anfühlt, als wäre restlos alles im Fluss?“
Die Deutsche Einheit habe Menschen auch manches abverlangt. „So vieles aber ist daraus auch entstanden! Dankenswertes! Und weiterhin Schützenswertes!“, sagte Fehrs. Es brauche „den mutigen Blick nach vorne, die offenen Horizonte“. Das Land sei bunter und vielfältiger, aber auch älter und ängstlicher geworden, der Ton rauer. „Gerade deswegen brauchen wir gemeinsame Bilder und Erzählungen, eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet.“ Das gehe nicht ohne Vertrauen in die guten Kräfte und Absichten der anderen.
Heße berichtete von seiner Reise zu Geflüchteten in Griechenland und der Türkei. Wasser spende nicht nur Leben, das Mittelmeer sei „offenbar der größte Friedhof dieser Welt“, sagte der Erzbischof.
In diesen Tagen nehme er auch wahr, „dass all die Entwicklungen, mit denen wir aktuell konfrontiert sind, wie ein einziger Strom, ein reißendes Wasser sind, in dem wir schon ziemlich gut schwimmen können müssen“. Für einige möge es sich anfühlen, als reiche das Wasser bis zum Hals. „Rufe werden laut, dass wir drohen unterzugehen, Ängste kriechen hoch.“ Alle seien gefragt.