Faeser: Jüdisches Leben muss geschützt werden

Faeser: Jüdisches Leben muss geschützt werden

Frankfurt a.M. (epd). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die Aufgabe der Politik und aller Bürgerinnen und Bürger unterstrichen, das jüdische Leben in Deutschland zu schützen. „Der Imperativ des 'Nie Wieder!' muss gelten, unverrückbar“, sagte sie am Mittwochabend in Frankfurt am Main bei der Feier der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt vor 75 Jahren. „Es ist bitter, dass es nach wie vor die Sicherheitsbehörden braucht, um über Orte jüdischen Lebens zu wachen“, sagte sie.

„Antisemitismus ist eine Krankheit, Antisemitismus ist eine echte Schande“, sagte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). In ganz Europa und Deutschland breite sich antisemitischer Hass aus, auf Schulhöfen, im Land und im Internet. „Wer ein lebenswertes Land will, muss aufstehen gegen Antisemitismus, auch gegen den als Israelkritik verbrämten Antisemitismus“, forderte Rhein. „In einem Land, in dem Juden nicht leben können, können wir alle nicht leben“, sagte der CDU-Politiker.

„Gemeinsam müssen Politik, Religionsgemeinschaften und die Zivilgesellschaft gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Hetze entschieden entgegentreten“, forderte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, vor 800 Gästen im hr-Sendesaal. Noch heute müssten Synagogen, jüdische Kindergärten und Schulen von der Polizei geschützt werden - „ein Zustand, den wir alle nicht akzeptieren dürfen“.

Korn würdigte die Aufbauleistung der jüdischen Generationen in Deutschland nach dem Holocaust. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt sei Vorbild für viele andere Gemeinden in Deutschland, da sie verschiedene religiöse Richtungen unter einem Dach vereine. „Jeder kann und soll sein Judentum so ausleben, wie sie oder er es sich wünscht“, sagte er. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt vereint orthodoxe und liberale Gläubige unter einem Dach.

Die bis zumindest ins 12. Jahrhundert zurückreichende jüdische Gemeinde in Frankfurt zählte 1933 mehr als 30.000 Mitglieder. In der NS-Diktatur wurden etwa 12.000 von ihnen ermordet. Nach dem Holocaust hatten nach Angaben der Gemeinde 160 Jüdinnen und Juden die Verfolgung in Frankfurt überlebt, 400 Überlebende seien aus dem Konzentrationslager Theresienstadt zurückgekommen. 1948 gab sich die Gemeinde ihre erste Nachkriegssatzung. Heute gehört die Jüdische Gemeinde Frankfurt mit 6.300 Mitgliedern zu den vier größten jüdischen Gemeinden in Deutschland.