Washington (epd). Tausende Menschen haben sich am Samstag (Ortszeit) in Washington zum 60. Jahrestag der berühmten Rede des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. versammelt. Man habe seit der Ansprache am 28. August 1963 viel erreicht, doch es bleibe viel zu tun, betonten Redner und Rednerinnen, darunter Kings Sohn Martin Luther King III. Er sei „sehr besorgt über den Kurs unseres Landes“, sagte King. Menschen müssten sich für Demokratie engagieren.
Amerika stehe an einem Scheideweg zwischen Fortschritt und Extremisten, „die uns auseinanderreißen und ihre Privilegien schützen wollen“, erklärte der Parteichef der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries. Der 91-jährige Andrew Young, damals Kings Mitstreiter und später UN-Botschafter in der Regierung von Jimmy Carter (1977-1981), sprach rückblickend von einem „langen und wunderbaren Kampf“. Das erkämpfte Wahlrecht sei „der Pass für Freiheit und Möglichkeiten“.
Kings Rede war Teil des „Marsches auf Washington für Jobs und Freiheit“. Mit rund 250.000 Teilnehmern war dieser die bis dahin größte Kundgebung in der Geschichte der USA. „Ich habe einen Traum“, verkündete der junge Baptistenpastor. Er träume davon, dass seine vier Kinder einmal in einer Nation leben würden, „in der man sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt“.
Der Kampf gegen Rassismus und für wirtschaftliche Gerechtigkeit gehörten zusammen, betonte am Samstag die Präsidentin des Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO, Liz Shuler. King habe sehr wohl gewusst, wie wichtig gute Jobs sind. Die Kundgebung vor 60 Jahren forderte umfassende Bürgerrechtsgesetze gegen Diskriminierung, ein massives Regierungsprogramm zur Schaffung von Arbeitsplätzen und einen verbindlichen Mindestlohn.
1963 sprachen vornehmlich Bürgerrechtsführer und religiöse Persönlichkeiten. Am Samstag brachten Rednerinnen und Redner LGBTQ-Rechte zur Sprache, Gewerkschaften, die Notwendigkeit für Schusswaffenkontrolle sowie indigene und Latino-Anliegen. Rabbiner betonten die lange Geschichte der Zusammenarbeit jüdischer und schwarzer Verbände.
Kings Rede am 28. August 1963 über seinen Traum gilt als eine der bedeutendsten Ansprachen der US-Geschichte. Spätere radikalere Forderungen des Pastors werden weniger zitiert - etwa seine Forderung nach „radikaler Umverteilung der wirtschaftlichen und politischen Macht“ im Jahr 1967. Im selben Jahr unterstrich er sein Nein zum Vietnamkrieg mit dem Vorwurf, die USA seien der „größte Verbreiter von Gewalt in der ganzen Welt“.
US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris nehmen am Montag, dem eigentlichen Jahrestag der Rede, an einer Feierstunde teil. Martin Luther King erhielt 1964 den Friedensnobelpreis. Am 4. April 1968 wurde er im Alter von 39 Jahren ermordet.