Frankfurt a.M. (epd). Nach der Rettung Hunderter Flüchtlinge haben die italienischen Behörden zwei weitere Schiffe von Hilfsorganisationen festgesetzt. Die „Sea-Eye 4“ dürfe den Hafen von Salerno für 20 Tage nicht verlassen, teilte die gleichnamige Organisation am späten Dienstagabend mit. Zugleich sei eine Geldbuße in Höhe von 3.333 Euro verhängt worden. Die spanische „Open Arms“ muss für 20 Tage im toskanischen Hafen von Carrara bleiben und eine Strafe über 10.000 Euro zahlen.
Die „Sea-Eye 4“ hatte zuvor 114 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten an Land gebracht, auf der „Open Arms“ waren 195 Überlebende. Die Menschen waren jeweils bei mehreren Rettungseinsätzen an Bord genommen worden.
Der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler kritisierte das Vorgehen der italienischen Behörden. „Uns wird erneut vorgeworfen, dass wir mehrere Rettungsoperationen durchgeführt haben“, sagte Isler. „Hätten wir das nicht getan, wären Menschen ums Leben gekommen.“ Auch die spanische Organisation Open Arms verurteilte die Festsetzung und warnte vor einer Behinderung des Schutzes von Menschenleben auf See.
Unter der rechtsnationalistischen italienischen Regierung wurde ein Gesetz erlassen, wonach Hilfsorganisationen nach der ersten Rettung den von den Behörden erteilten Hafen anlaufen müssen. Zudem wird den Schiffen häufig ein weit entfernter Hafen zugewiesen. Die Organisationen vermuten, dass so die Einsatzzeit in der Such- und Rettungszone verkürzt werden soll. Auch die „Aurora“ von Sea-Watch wurde am Montag nach der Rettung von 72 Menschen festgesetzt.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.264 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst.