Frankfurt a.M. (epd). Private Seenotrettungsorganisationen haben mehr als 300 Geflüchtete nach Europa gebracht. Die 114 Geretteten an Bord der „Sea-Eye 4“ hätten am Morgen in der italienischen Hafenstadt Salerno an Land gehen können, erklärte die gleichnamige Initiative am Dienstag. Das spanische Schiff „Open Arms“ brachte derweil 195 Kinder, Frauen und Männer zum toskanischen Carrara.
Die Besatzung der „Sea-Eye 4“ hatte die Menschen nach eigenen Angaben bei drei Einsätzen vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. Im dritten Boot hatten die Helfer vier Personen bewusstlos vorgefunden. Obwohl die Rettungen im Zuständigkeitsgebiet Maltas stattgefunden hätten, habe das Land auf Anfragen nach einem Hafen nicht reagiert. Die Leidenszeit der Geretteten habe sich dadurch um zwei Tage verlängert.
Die „Open Arms“ hatte insgesamt 196 Geflüchtete aus zwei Booten in Seenot an Bord genommen. Ein junger Mann wurde aus medizinischen Gründen auf die Insel Lampedusa gebracht. Alle anderen Geretteten hätten unnötige weitere vier Tage an Bord bleiben müssen, weil der Besatzung der weit entfernte Hafen von Carrara zugewiesen worden sei, kritisierte die Initiative Open Arms.
Die italienischen Behörden weisen den Rettungsschiffen meistens weit entfernte Häfen zu. Die Rettungsorganisation vermuten, dass die Schiffe so längere Zeit von der Rettungszone ferngehalten werden sollen. Steuern die Schiffe einen näheren Hafen an, müssen sie damit rechnen, von den Behörden festgesetzt zu werden.
Zuletzt erging es der Besatzung der „Aurora“ von Sea-Watch so, die 72 Gerettete ins sizilianische Trapani bringen sollten. Bei bis zu 46 Grad Celsius an Deck, schwindenden Wasservorräten und gesundheitlichen Notfällen hätte dies Sea-Watch zufolge die Menschen gefährdet. Zuletzt erlaubten die Behörden die Einfahrt in Lampedusa, setzten anschließend das Schiff am Montag aber für 20 Tage fest.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mehr als 2.250 Flüchtlinge bei der Überquerung gestorben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Seenotrettungsmission gibt es nicht.