Berlin, Quito (epd). In Ecuador soll nach dem Mord an dem Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio nun doch ein anderer Kandidat seinen Platz einnehmen. Der Journalist Christian Zurita solle zur Wahl antreten, teilte die Partei „Construye“ am Sonntag (Ortszeit) mit. Sie revidierte damit ihre Entscheidung, die Umweltaktivistin Andrea González Náder für das höchste Amt ins Rennen zu schicken. Hintergrund sind offenbar rechtliche Gründe. Es sei unsicher, ob Gonzáles Náder als Kandidatin zugelassen würde, nachdem sie schon für das Vize-Amt registriert war, hieß es.
Der 53-jährige Zurita und Villavicencio waren nach Berichten der Tageszeitung „El Universo“ enge Freunde. Beide arbeiteten als investigative Journalisten, unter anderem an Berichten über Korruption von Ecuadors Ex-Präsidenten Rafael Correa. Gonzáles Náder soll weiter für das Amt der Vizepräsidentin kandidieren. Am kommenden Sonntag soll in Ecuador über ein neues Staatsoberhaupt abgestimmt werden.
Villavicencio war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in einer Schule erschossen worden. Er soll mehrfach von Drogenkartellen bedroht worden sein. Inzwischen wurden sechs Verdächtige festgenommen, die alle Kolumbianer sein sollen. Sie seien dem organisierten Verbrechen zuzuordnen, gab Innenminister Juan Zapata bekannt. Bei ihnen seien Waffen, Granaten und Maschinenpistolen gefunden worden.
Staatspräsident Guillermo Lasso verhängte für die Dauer von 60 Tagen den Ausnahmezustand und bat das FBI bei den Ermittlungen des Mordes um Unterstützung. Eine Gruppe von US-Spezialisten soll bereits nach Ecuador gereist sein.
Das einst friedliche südamerikanische Land leidet unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Vor allem das mexikanische Sinaloa-Kartell ist aktiv und kämpft mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación um die Vorherrschaft im Drogenhandel.