Berlin (epd). Ein satter Grünstreifen zieht sich leicht ansteigend nahe dem Berliner Nordbahnhof von der Gartenstraße zur Brunnenstraße. Hier an der Bernauer Straße liegt das größte Denkmal zur Teilung der Stadt zwischen 1961 und 1989. Am Sonntag wird an der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik zum 62. Jahrestag des Mauerbaus vom 13. August 1961 an die Opfer der deutschen Teilung erinnert. Erwartet werden dazu neben Zeitzeugen auch Vertreter des Berliner Senates und der Bundesregierung.
An manchen Tagen tummeln sich Tausende Besucher auf dem mehr als einen Kilometer langen ehemaligen Mauerstreifen. Im Jahr vor der Pandemie wurden 2019 mehr als 1,2 Millionen Menschen auf dem Gelände gezählt. Im vergangenen Jahr waren es immerhin wieder etwa 750.000 Besucher.
Sie stehen vor dem „Fenster des Gedenkens“ mit den Porträts von Mauertoten, verharren vor einem Kreuz der angrenzenden evangelischen Sophiengemeinde, das an die Gräber erinnert, die dem Bau der Mauer zum Opfer fielen, oder lauschen einem Guide, der von tödlich endenden Fluchtversuchen berichtet. In der „Kapelle der Versöhnung“, errichtet auf dem Fundament der 1985 gesprengten Versöhnungskirche, gibt es täglich Mittagsandachten. Infopoints machen auf die Sperranlagen im Gelände aufmerksam.
„Der offen gestaltete Ort ermöglicht unterschiedlichste Formen der Erinnerungs-, der Gedenk- wie der Bildungsarbeit“, sagt Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Stiftung wurde vor 15 Jahren gegründet. Klausmeier ist zuständig für zahlreiche „Mauerorte“ in der Stadt. Dazu gehören auch die „East Side Gallery“ an der Spree und die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.
Die zentrale Gedenkstätte der Bundesregierung an der Bernauer Straße kam zum 50. Jahrestag des Mauerbaus 2011 dazu. Gestaltet wurde sie vom Architektenbüro Kohlhoff & Kohlhoff. Ihre Eröffnung markierte den vorläufigen Endpunkt einer langen Debatte zum Erhalt der historischen Grenzanlagen in der Stadt. Nur Dank engagierter Bürger wurde deren vollständige Beseitigung verhindert.
„In der Gedenkstätte Berliner Mauer kann am historischen Ort die Geschichte der Teilung besonders überzeugend vermittelt werden“, sagt Klausmeier. Sie steht immer offen - 24/7. „Sie ist der zentrale Ort zur Erinnerung an die Berliner und deutsche Teilung und deren Opfer.“ Die Bernauer Straße habe wegen ihrer innerstädtischen Lage während der Zeit der Teilung für „dramatische Fluchtszenen“ gesorgt, sagt Klausmeier: „So wie sie auf brutale Weise deutlich machte, was es für die Menschen heißt, wenn eine Stadt auf Betreiben eines nicht durch demokratische Wahlen legitimierten Regimes geteilt wird.“