Nettetal, Viersen (epd). Ein kurdisches Ehepaar aus dem Irak hat sein Kirchenasyl in Nettetal-Lobberich (Kreis Viersen) beendet. Das Paar kehrte am Freitagnachmittag in eine städtische Flüchtlingseinrichtung in Viersen zurück, wie die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck, Elke Langer, sagte. Grund für den Umzug ist, dass der Aufenthaltsstatus des Paares mittlerweile geklärt ist und die beiden in Deutschland den Ausgang ihres Asylverfahrens abwarten dürfen. Zuvor hatten den beiden noch die Überstellung nach Polen und eine mögliche Abschiebung in den Irak gedroht.
Der Fall hatte in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt, weil die Ausländerbehörde der Stadt Viersen entgegen einer Vereinbarung zwischen dem Land NRW und der rheinischen Landeskirche die Eheleute bei einer unangekündigten Hausdurchsuchung am 10. Juli in Haft genommen hatte. Das Ehepaar sollte danach vom Flughafen Düsseldorf aus nach Polen gebracht werden, weil es dort nach der Ankunft in der EU seinen Asylantrag gestellt hatte. Wegen eines Zusammenbruchs der Ehefrau wurde die Rücküberstellung aber abgebrochen, das Paar kam in Abschiebehaft in Darmstadt.
Der dann für den 25. Juli geplante Termin zur Rückführung wurde jedoch von der Stadt Viersen mit dem Verweis abgesagt, dass die Überstellungsfrist an diesem Tag ablaufe, das Asylverfahren auf die deutschen Behörden übergehe und erst weitere Fragen geklärt werden müssten. Zugleich betonte die Viersener Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) aber auch, dass die Ausländerbehörde der Stadt den Fall „rechtlich einwandfrei und absolut sauber abgearbeitet“ habe. Grundlage dafür seien die Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
Die Eheleute zeigten sich erleichtert, dass der Fall für sie so günstig ausgegangen ist. „Es ist für uns unvergesslich, dass Menschen, die uns nicht kennen, für uns gekämpft und sich eingesetzt haben“, sagte Ehefrau Nahida. Dafür wollten sie und ihr Mann Dilshad allen Beteiligten und Unterstützern „Danke“ sagen.
Ende Mai hatte die Kirchengemeinde den Eheleuten Kirchenasyl gewährt. Für Pfarrerin Langer haben die Ereignisse rund um das kurdische Ehepaar gezeigt, wie wichtig und notwendig das Angebot eines Kirchenasyls für geflüchtete Menschen ist. Man werde die Ereignisse der vergangenen Wochen nun noch einmal im Presbyterium beraten, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach dem Auszug des Paares. Vor allem das Verhalten der Viersener Ausländerbehörde müsse kritisch hinterfragt werden. Trotz der unschönen Erlebnisse werde man aber weiterhin Kirchenasyl anbieten, wenn es notwendig ist. „Wir lassen uns durch so etwas nicht einschüchtern“, erklärte die Pfarrerin.