Mehr als 40 Deutsche aus Krisenland Niger ausgeflogen

Mehr als 40 Deutsche aus Krisenland Niger ausgeflogen
Vor eine Woche hat das Militär im westafrikanischen Niger die Macht übernommen. 40 Deutsche wurden nun mit französischen Evakuierungsflügen außer Landes gebracht. Derweil stößt der Stopp der deutschen Entwicklungszusammenarbeit auf Kritik.

Berlin, Niamey (epd). Eine Woche nach dem Militärputsch im westafrikanischen Niger hat die Evakuierung ausländischer Staatsangehöriger begonnen. Wie die EU-Kommission am Mittwoch mitteilte, wurden etwa 500 Personen mit den französischen Evakuierungsflügen in Sicherheit gebracht. Nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wurde dabei auch mehr als 40 Deutsche aus dem Land geholt.

„Ich danke meiner französischen Amtskollegin Catherine Colonna dafür von ganzem Herzen“, sagte Baerbock. Nach dem Putsch in dem westafrikanischen Land vor einer Woche hielt sich nach Einschätzung des deutschen Außenministeriums eine hohe zweistellige Zahl an Deutschen im Niger auf, die nicht mit Bundeswehr oder Botschaft verbunden sind.

Die französische Regierung hatte die Evakuierungsaktion, die auch Bürgerinnen und Bürger anderer EU-Staaten nutzen können, am Dienstag angekündigt. Die Europäische Union beteiligt sich über den Katastrophenschutzmechanismus an den Kosten.

Im Niger hat das Militär vergangene Woche die Regierung um Präsident Mohamed Bazoum abgesetzt und die Macht übernommen. Seitdem wächst die Furcht vor einer Eskalation des Konflikts. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat den Putschisten ein Ultimatum gestellt und mit dem Einsatz von Gewalt gedroht. Zudem verhängte der Staatenbund Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Die Ecowas-Verteidigungsminister wollten sich am Mittwoch in Nigerias Hauptstadt Abuja zu Beratungen treffen.

Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) kündigte die Fortsetzung der humanitären Hilfe im Niger an. Die unmittelbare Versorgung der Ärmsten der Armen mit Nahrungsmitteln werde über das Auswärtige Amt und in Zusammenarbeit mit internationalen Hilfsorganisationen weitergeführt, sagte er im RBB-Inforadio.

Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit war zuvor wegen des Putsches ausgesetzt worden. Flasbarth sagte: „Wir können kein Geld überweisen an eine Regierung, die in der Hand von Putschisten ist.“

Der Sahel-Experte Olaf Bernau kritisierte den Schritt und sprach von einem handfesten Fehler. Die Aussetzung der Entwicklungszusammenarbeit werde als Bestrafung wahrgenommen, sagte der Publizist und Mitbegründer des Netzwerks „afrique-europe-interact“ bei einem Pressegespräch des Mediendienstes Integration. Druck auf die Machthaber werde dadurch kaum ausgeübt. „Es führt eher dazu, dass die Putschisten Zustimmung bekommen.“ Auch die Ecowas-Sanktionen seien kein „probates Mittel“ in der aktuellen Situation.

Die Welthungerhilfe begrüßte die Fortsetzung der humanitären Hilfe. Wegen der schlechten Sicherheitslage und den Folgen des Klimawandels hätten viele Menschen ihre Heimatdörfer verlassen müssen, sagte der Programmleiter der Hilfsorganisation im Niger, Jameson Gadzirai. Die humanitäre Hilfe sei eine „Überlebensfrage“. Zugleich sollte die Menschen im Land bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden.

Der Niger hat etwa 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Nach UN-Angaben sind etwa 4,3 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.