Erfurt (epd). Die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen spricht sich gegen Wittenberg als künftigen Sitz des Deutsch-Israelischen Jugendwerks aus. Der Grund sei Martin Luther, sagte der Vorsitzende Reinhard Schramm dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Reformator (1483-1546) sei ohne Zweifel eine bedeutende Persönlichkeit, aber zugleich auch ein großer Antisemit gewesen.
Wittenberg in Sachsen-Anhalt sei deshalb der falsche Ort für das Jugendwerk, sagte Schramm. Darüber sei er sich auch mit anderen Juden in Deutschland einig. Der Reformator sei in der Stadt allgegenwärtig, die bekanntlich auch seinen Namen trage. Schramm spricht sich für Weimar als Standort für die Bundeseinrichtung aus.
Auch die Thüringer Landesregierung setzt sich für Weimar als künftigen Sitz des Jugendwerks ein. Als früherer Ort schlimmster Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerate die Stadt ganz selbstverständlich in den Blick für eine Organisation, die sich für die Völkerverständigung einsetze, sagte eine Sprecherin.
Bislang gilt Wittenberg als Favorit. Dort hat seit 2001 die Koordinierungsstelle ConAct ihren Sitz, die den Jugendaustausch zwischen den beiden Ländern organisiert. Aus Sicht der Landesregierung in Sachsen-Anhalt soll das auch so bleiben.
„ConAct arbeitet anerkannt und erfolgreich von Wittenberg aus“, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe. Es könnten bewährte Strukturen genutzt und auf gewachsenen Beziehungen des Jugendaustauschs aufgebaut werden.
Auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland als Träger von ConAct unterstützt den Standort Wittenberg. Die Entscheidung trifft das Bundesjugendministerium.