Blaubeuren (epd). Ein bedeutender Fund gibt Auskunft über die Tierwelt in der Steinzeit: Als „Fund des Jahres“ präsentierte der Tübinger Professor für Ältere Urgeschichte, Nicholas Conard, am Donnerstag im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren den Kopf einer vier Zentimeter großen Bärenfigur, die vor rund 35.000 Jahren aus Elfenbein geschnitzt wurde. Das Teilstück wurde im veergangenen Jahr in der Weltkulturerbe-Höhle Hohle Fels auf der Schwäbischen Alb bei Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) gefunden und komplementiert die Teile einer Figur, die bereits vor 20 Jahren in dieser Höhle entdeckt wurde, wie Conard als Leiter der Ausgrabungen bei einer Pressekonferenz im Urgeschichtlichen Museum erläuterte. Die zusammengesetzte Figur gehöre zu den ältesten von Menschen geschaffenen Kunstwerken.
Mit der neuen Figur gibt es Conard zufolge jetzt drei figürliche Darstellungen von Höhlenbären aus der Steinzeit. Uralte Spuren von Bären seien vor allem in Höhlen zu finden, in die sich die Tiere für ihren Winterschlaf zurückgezogen haben. Für die Steinzeitmenschen hatten die Höhlenbären als Lieferant von Fell und Fetten eine große Bedeutung, wie Conard erklärte. Dass die Bären bereits vor 30.000 Jahren von Menschen gejagt wurden, belege die Spitze eines Feuersteins in einem Bärenknochen und Schnittspuren an Bärenskeletten aus dieser Zeit.
Die Höhle Hohle Fels wird seit 1977 systematisch von Archäologen erforscht, seit 1997 von einem Team unter Leitung von Conard. Dabei stießen die Wissenschaftler auch auf die „Venus von Hohle Fels“, eine sechs Zentimeter große Figur, die als Fruchtbarkeitsgöttin vor rund 40.000 Jahren aus Mammut-Elfenbein geschnitzt wurde und als eine der ältesten figürlichen Darstellungen in der Menschheitsgeschichte überhaupt gilt.