Wernigerode (epd). Archäologen haben neue Erkenntnisse zum Standort des ehemaligen Augustinerklosters Himmelpforte bei Wernigerode gewonnen. Seit Montag werde erstmals systematisch auf dem Gelände gegraben, teilte das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege Sachsen-Anhalt am Donnerstag in Halle mit. Bereits jetzt lasse sich der Plan der Kirche und der Klosterbauten deutlich nachzeichnen.
Besonders eindrucksvoll seien die noch über einen Meter hoch erhaltenen Fundamente eines großen, spätgotischen Bauwerks. Dies sei außen an den Südflügel der Klausur angebaut worden. Es handele sich vermutlich um den Speisesaal der Mönche, das sogenannte Refektorium. Das wohl im 15. Jahrhundert entstandene Bauwerk habe ein in die Wand integriertes Waschbecken mit Ablauf nach außen besessen. Dies belege die hohen hygienischen Standards des Konvents in jener Zeit.
Als herausragend werde der Fund von vier Goldmünzen betrachtet. Sie seien vermutlich während des Bauernkrieges 1525 vor dem Sturm auf das Kloster vergraben und erst in dieser Woche geborgen worden. Gefunden wurden auch zahlreiche Alltagsgegenstände aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, darunter Tuchplomben aus Blei als Zeugen weiträumigen Handels, der Knauf eines Ritterschwerts aus dem 14. und eine als „Bauernwehr“ bekannte kurze Hiebwaffe aus dem 15. Jahrhundert.
Das ehemalige Augustinerkloster Himmelpforte wurde im Jahre 1253 durch die Herren von Hartesrode gestiftet. Nachdem das Kloster im Bauernkrieg gestürmt worden war, flohen die Mönche. Bald darauf seien die Klostergebäude aufgegeben und später nahezu vollständig abgetragen worden.