Die Betroffenheit bei Juden in Deutschland und anderen Ländern sitze tief, sagte die Judaistin am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie in Berlin. "Es hat uns sehr geschmerzt."
"Am schwersten verdaulich" seien die säkularen Kritiker gewesen, weil sie Juden allein als Religionsgemeinschaft betrachtet hätten. Anders als bei Christen pflegten Juden jedoch eine "binomische Existenz": Die Zugehörigkeit zur Kultur der Juden sowie zur Religion seien gleichwertig, sagte Brocke, die sich in Deutschland für den jüdisch-christlichen Dialog engagiert. Die Beschneidung sei auch eine Rückbindung an die Tradition der Vorfahren. Dies mache jüdische Existenz aus und sei damit unverzichtbar.
Die Debatte über die religiös motivierte Beschneidung wurde durch ein Urteil des Kölner Landgericht ausgelöst, das den Eingriff aus nichtmedizinischen Gründen als Körperverletzung gewertet hatte. Am Mittwoch beschäftigt sich die Bundesregierung mit einem Gesetzentwurf, der die bei Juden und Muslimen zur Tradition gehörende Beschneidung erlaubt.
Nach dem Entwurf soll der Eingriff erlaubt sein, wenn die Eltern aufgeklärt werden, eine möglichst effiziente Schmerzbehandlung erfolgt und die Operation nicht gegen das Kindeswohl verstößt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk, der Satz zum Kindeswohlvorbehalt müsse noch diskutiert werden. "Wie der artikuliert wird bei einem Kind, was nicht sprechen kann, das entzieht sich ein bisschen meiner Fantasie", so Mazyek.