Köln (epd). In Köln haben am Sonntag Zehntausende Menschen zu Fuß und auf über 200 Festwagen an der Christopher-Street-Day-Parade teilgenommen. Vom rechtsrheinischen Deutz zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Einladung des Vereins „Cologne Pride“ über die Deutzer Brücke in die Innenstadt. Unter dem Motto „Für Menschenrechte. Viele. Gemeinsam. Stark“ demonstrierten sie auf der rund vier Kilometer langen Strecke für Toleranz, Menschenrechte und Sichtbarkeit von Homosexuellen und Transmenschen.
Trotz großer Hitze mit Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius und Unwetterwarnungen waren Schätzungen zufolge über eine Million Besucher in die Stadt gekommen. Auch Politiker der Kommunalpolitik wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel sowie Vertreter der Bundespolitik wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Grünen-Politiker und Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, waren unter den Teilnehmern.
Auf Twitter erklärte Lauterbach, die Toleranz und Lebensfreude auf der Kölner CSD-Parade seien ansteckend. „Aber man darf sich nicht täuschen. Werden rechtsradikale Parteien stärker, sind es zuerst die Menschen, die heute feiern, deren Rechte mit Füßen getreten werden. CSD ist immer auch Politik.“
Der Queerbeauftragte Lehmann sprach von einer großen Dunkelziffer bei Angriffen auf queere Menschen. Die Zahlen der Angriffe nähmen zu beziehungsweise es würden mehr Straftaten angezeigt, sagte er dem WDR. „Ich fordere von der Polizei, dass sie Ansprechpersonen für queere Menschen haben.“ Auch solle die Gesellschaft mehr gegen Anfeindung aufstehen.
Auch Katholiken nahmen an der CSD-Demo teil, mit der Aufschrift „#katholischundqueer“ auf den T-Shirts. Auf Schildern wandten sie sich gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Auf einem der Schilder war zu lesen: „Lebe so, dass Woelki was dagegen hätte“. Auch der bekennende homosexuelle Pfarrer Tim Lahr der evangelischen Gemeinde Köln hatte zur Teilnahme aufgerufen. Bereits an den Vortagen hatten in verschiedenen evangelischen Kirchen in Köln Gottesdienste zur „Cologne Pride“ stattgefunden.
Der Staatsschutz der Polizei ermittelt nach dem Wurf mit einer vollen Bierflasche auf zwei 20-jährige CSD-Besucher in der Nacht zum Sonntag. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, konnte in der Innenstadt der Angreifer (28) noch in Tatortnähe gestellt werden. Es bestehe der Verdacht, dass es sich um eine Straftat zum Nachteil queerer Menschen handele, hieß es.