Wiesbaden (epd). Die Zahl der Inobhutnahmen ist im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Die Jugendämter in Deutschland nahmen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr mehr als 66.400 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut. Das waren rund 40 Prozent mehr als im Jahr 2021, wie die Behörde am Montag in Wiesbaden mitteilte. Als Hauptgrund nennt das Bundesamt die wachsende Zahl unbegleitet eingereister Minderjähriger aus dem Ausland.
Die Zahl der Inobhutnahmen war demnach bereits 2021 um rund fünf Prozent gestiegen. Während jedoch die Zahl der Fälle unbegleitet eingereister Minderjähriger damals um lediglich 3.700 Fälle zugenommen habe, sei sie im Jahr 2022 um 17.300 Fälle gestiegen. Die meisten unbegleitet eingereisten Minderjährigen seien in den vergangenen beiden Jahren aus Afghanistan und Syrien gekommen.
Auch die Inobhutnahmen wegen dringender Kindeswohlgefährdung nahmen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nach einem Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 im vergangenen Jahr wieder um fünf Prozent (1.300 Fälle) zu. Zudem hätten sich 2022 wieder mehr Kinder und Jugendliche selbst mit der Bitte um eine Inobhutnahme an das Jugendamt gewandt (plus vier Prozent).
Insgesamt nahmen die Jugendämter damit 2022 die meisten Inobhutnahmen, nämlich rund 29.800, wegen dringender Kindeswohlgefährdungen vor, wie die Statistikbehörde weiter mitteilte. In 28.600 Fällen habe es sich um Inobhutnahmen nach unbegleiteten Einreisen gehandelt, in 8.000 Fällen hätten die betroffenen Minderjährigen selbst um Inobhutnahme gebeten.
Die Jugendämter in Deutschland sind nach dem Kinder- und Jugendhilferecht berechtigt und verpflichtet, in akuten Krisen- oder Gefahrensituationen vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, sogenannte Inobhutnahmen, als sozialpädagogische Hilfe durchzuführen.