Kampala, Nairobi (epd). Die Gewalt radikalislamischer Terrorgruppen in Burkina Faso nimmt einem Bericht zufolge zu. Seit Ende 2022 hätten Islamisten unzählige Menschen getötet, Eigentum geplündert und verbrannt und Tausende Zivilistinnen und Zivilisten in die Flucht getrieben, erklärte die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) am Donnerstag. Zudem belagerten sie Städte und schnitten die Bewohner von Nahrungsmitteln, Grundversorgung und humanitärer Hilfe ab. „Bewaffnete islamistische Gruppen richten verheerenden Schaden in Burkina Faso an“, sagte die stellvertretende Afrika-Direktorin der Organisation, Carine Kaneza Nantulya, bei der Veröffentlichung eines Berichts zum Thema.
Im April hatte die militärische Übergangsregierung, die nach einem Putsch im Oktober an der Macht ist, eine „Generalmobilmachung“ angekündigt, um die an die bewaffneten Gruppen verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Dabei rekrutierte sie Tausende Freiwillige und setzt auf lokale Milizen. Dies hat allerdings zur Folge, dass die Terrorgruppen verstärkt Dörfer angreifen und diese der Zusammenarbeit mit der Regierung beschuldigen. Um die Bewohner zu bestrafen, vertreiben die Islamisten sie laut dem Bericht aus ihren Häusern.
In den Sahel-Staaten Burkina Faso, Mali und Niger verschlechtert sich die Sicherheitslage seit Jahren. Militante Islamisten, die teils zum Al-Kaida-Netzwerk, teils zum „Islamischen Staat im Sahel“ gehören, kämpfen gegen die Regierungen, verüben Attentate, löschen die Bevölkerung ganzer Dörfer aus. Laut der spanischen Internationalen Beobachtungsstelle für Terrorismusstudien (OIET) wurden in Mali und Burkina Faso 2022 fast 40 Prozent aller Terroranschläge weltweit verübt.
In Burkina Faso kontrollieren verschiedene radikalislamische Gruppen „Human Rights Watch“ zufolge etwa 40 Prozent des Landes. Doch auch dem Militär und mit ihm verbündeten lokalen Milizen werden massive Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen. Für den Bericht befragte die Organisation eigenen Angaben zufolge unter anderem 36 Personen zwischen Januar und Mai hervor, die in den Regionen Centre-Ouest, Centre-Nord und Sahel seit November 2022 Opfer von Angriffen geworden waren.