Berlin (epd). Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine rechnet der Naturschutzbund (Nabu) mit gravierenden Folgen für Menschen, Tiere und die Umwelt. „Die plötzliche Überflutung der Gebiete und gleichzeitige Entwässerung anderer Regionen schädigen und zerstören zahlreiche Ökosysteme“, erklärte Thomas Tennhardt, Nabu-Direktor Internationales, am Donnerstag in Berlin.
600 Quadratkilometer der Region Cherson seien überflutet, zehntausende Menschen aktuell direkt bedroht. Der höchste Wasserstand sei erst in zwei bis drei Tagen zu erwarten. Der Nabu schätzt die Umweltfolgen für den Süden der Ukraine und die gesamte Schwarzmeerregion als verheerend ein.
Tennhardt betonte, es bestehe die Gefahr eines Massensterbens von Wasserorganismen wie Fischen, Weichtieren und Wasserpflanzen im Stausee. Dies führe zu einer dramatischen Verschlechterung der Wasserqualität aufgrund der Zersetzung toter Organismen. Zudem seien auch Amphibien, Vögel und Landtiere, die in den Küstenregionen des Stausees und in den überfluteten Gebieten leben, sowie die Vegetation in Gefahr.
Hinzu kämen die noch nicht abzuschätzenden Folgen, wie etwa die nicht mehr gewährleistete Wasserversorgung. Sie sei für die gesamte Landwirtschaft im südlichen Teil der Region Cherson sowie für die Kühlung des Kernkraftwerkes Saporischschja nötig. Zudem drohten durch die Überflutungen Verunreinigungen von Wasser, Boden und Luft durch Müll, Chemikalien und Tierkadaver.
Der Staudamm war am Dienstag durch eine Explosion zerstört worden. Die Ukraine beschuldigt Russland, den Staudamm gesprengt zu haben, Russland dagegen macht ukrainischen Beschuss für die Zerstörung verantwortlich.