Leipzig feiert "Bach for Future"

Leipzig feiert "Bach for Future"
07.06.2023
epd
epd-Gespräch: Lisa Konstantinidis

Leipzig (epd). Der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul will beim diesjährigen Festival vor allem die Kirchenmusik von Johann Sebastian Bach (1685-1750) präsentieren. Mit dem Start Bachs als Thomaskantor sei die Kirchenmusik in den Mittelpunkt seines Wirkens als Komponist gerückt, sagte Maul dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Auftakt des Bachfestes am Donnerstag. Die Johannes-Passion und die Matthäus-Passion sowie die mehr als 150 Kantaten seien das Herzstück seines Gesamtwerks. Auf das erste Festival-Wochenende fällt der 300. Jahrestag von Bachs Amtsantritt als Leipziger Thomaskantor.

Bis zum 18. Juni feiert Leipzig mit internationalen Interpreten die Kompositionen des Barockkomponisten. Neben einer Vielzahl von Kantaten und Motetten in Konzerten und Gottesdiensten gibt es unter anderem ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Workshops.

Maul betonte, Bachs „einzigartiges Genie“ habe sich nirgends so ausgeprägt und vollständig gezeigt wie in seinen kirchenmusikalischen Schöpfungen. Viele dieser Meisterwerke seien erstaunlicherweise im Wochentakt entstanden. Zahlreiche Konzerte des Bachfestes würden sich all jenen Werken widmen, die der Komponist in seinem ersten Leipziger Dienstjahr zu Papier brachte, sagte Maul weiter.

An die besondere Rolle des Thomaskantors für die Musik soll der Titel des Bachfestes anknüpfen: „Bach for Future“. „Wir wollen den berühmten Ausspruch von Max Reger, 'b-a-c-h ist Anfang und Ende aller Musik', im Bachfest 2023 fortspinnen“, sagte Maul. Er sei sich sicher: Manch ein damaliger Zuhörer dürfte von Bachs „komplexem musikalischem Kosmos“ überfordert gewesen sein: „1737 warf ihm ein Musikkritiker öffentlich vor, seine komplexe Vokalmusik sei 'dunkel', 'verworren' und 'wider die Natur'“, sagte Maul. Heute sei jedoch bekannt, dass Bachs Musik „weit in die Zukunft strahlte“. Der Thomaskantor habe also durchaus „for Future“ komponiert.

Den anhaltenden Zuspruch für das Leipziger Bachfest erklärt sich Intendant Maul auch mit der Anziehungskraft der originalen Spielstätten. Thomas- und Nikolaikirche seien als Aufführungsorte gewissermaßen die „Festspielhäuser“ des Bachfestes. Die Gäste, die zuletzt aus 51 Ländern anreisten, pilgerten auch nach Leipzig, um die „Aura der originalen Orte“ zu spüren.

Einen ungewöhnlichen Spielort gibt es auf jeden Fall: „Et Lux“, eine Art Requiem mit Texten des Leipziger Lyrikers Thomas Kunst, findet im großen Hörsaal des Instituts für Anatomie statt. Dort wurden Bachs ausgegrabene Gebeine einst untersucht.