Berlin (epd). Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnt einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen zufolge eine komplette Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ab. Bei der repräsentativen, vom ZDF-Magazin „Frontal“ in Auftrag gegebenen Erhebung hätten sich 54 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, den Strafrechts-Paragrafen 218 beizubehalten, teilte die „Frontal“-Redaktion am Dienstag in Berlin mit. 36 Prozent wollten den Paragrafen abschaffen, 3 Prozent verschärfen.
In der Bundesregierung gibt es Überlegungen, den Paragrafen 218 des Strafgesetzbuchs abzuschaffen. Sie hat dazu eine Kommission mit Vertreterinnen und Vertretern aus Medizin, Medizinethik und Jura eingesetzt. Nach derzeitiger Rechtslage ist Abtreibung illegal, bleibt aber straffrei, wenn sie vor der zwölften Schwangerschaftswoche und nach einer Pflichtberatung vorgenommen wird.
Die Forschungsgruppe Wahlen hatte Ende Mai insgesamt 1.257 Personen dazu befragt. Demnach sprechen sich vor allem Menschen bis 29 Jahre für eine Abschaffung aus (48 Prozent). Am niedrigsten ist die Befürwortung für ein Ende des Paragrafen 218 bei der Altersgruppe jenseits der 70 Jahre. Männer sind etwas häufiger dafür, den Paragrafen abzuschaffen (37 Prozent) als Frauen (35 Prozent).
Bei der Religionszugehörigkeit zeigten sich starke Unterschiede: 66 Prozent der Katholiken wollen demnach, dass der Paragraf 218 weiter gilt im Vergleich zu 58 Prozent der Protestanten. Menschen ohne Konfession befürworteten das nur zu 46 Prozent. Unter dem Aspekt der Präferenz für im Bundestag vertretene Parteien gab es nur bei Anhängern der Linken eine Mehrheit für eine Abschaffung (68 Prozent). Anhänger der Grünen befürworten zu 47 Prozent eine komplette Legalisierung von Abtreibung, jene der SPD zu 42 Prozent, der FDP zu 39 Prozent, der AfD zu 30 Prozent und der CDU/CSU zu 24 Prozent.