Frankfurt a.M. (epd). Das von der Organisation „Sea-Eye“ im Mittelmeer betriebene Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ ist im Hafen von Ortona für 20 Tage festgesetzt worden. Die Festsetzung durch die italienische Küstenwache sei damit begründet worden, dass das Schiff nach der Rettung von 17 Menschen in der libyschen Such- und Rettungszone 32 weitere Menschen in der maltesischen Such- und Rettungszone rettete und nicht so schnell wie möglich den Hafen von Ortona angefahren habe, teilte die Organisation „Sea-Eye“ am Freitagabend auf Twitter mit.
Der Vorsitzende der Organisation, Gorden Isler, teilte mit: „Die langen Anfahrten zu zugewiesenen, weit entfernten Häfen werden immer wieder dazu führen, dass wir auf dem Weg dorthin entscheiden müssen, ob wir auf weitere Notrufe reagieren. Natürlich tun wir das.“ Dies führe dann zu dem Vorwurf, dass die Crew der Rettungsschiffe italienische Gesetze bräche. „Es ist ein weiterer, verwerflicher Versuch, die Seenotrettung und die Flucht selbst zu kriminalisieren, um immer brutaleres, staatliches Agieren zu rechtfertigen.“
Die italienische Regierung weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helferinnen und Helfer meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Die Praxis der italienischen Behörden wird vom Europarat scharf kritisiert.
Derweil ist die „Humanity 1“ von der deutschen Organisation „SOS Humanity“ am Freitagnachmittag wieder zu Rettungseinsätzen im Mittelmeer aufgebrochen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres bereits über 1.100 Menschen beim Versuch der Überfahrt gestorben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.