Düsseldorf (epd). Wegen der hohen Zahl von Flüchtlingskindern haben Schulen in sozialen Brennpunkten einer Untersuchung zufolge Probleme damit, ihren Lehrplan zu erfüllen. „Diese Schulen sind keine schlechten Schulen, aber dort bündeln sich alle Probleme der Nachbarschaft“, sagte Markus Warnke, Geschäftsführer der Düsseldorfer Wübben Stiftung Bildung, die die Studie erstellt hat, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Etwa drei Viertel der für die Studie befragten 150 Schulleitungen gaben demnach an, dass viele Flüchtlingskinder traumatisiert sind und viel Unterstützung beim Spracherwerb und in der sozial-emotionalen Entwicklung brauchen.
„Neben der mangelnden Ausstattung, insbesondere mit fachlich geeignetem Personal, sind für mich die Ergebnisse zu den Ausgangslagen der Kinder gravierend“, erläuterte Warnke. 17,4 Prozent der Kinder hätten vor der Schule keinen Kindergarten besucht, und 22 Prozent der Schülerinnen und Schüler blieben ein Jahr und länger als normal in der Grundschule. Die überwältigende Mehrheit der befragten Schulleitungen habe angegeben, dass die Lehrpläne auf die vielen Flüchtlingskinder nicht passten und sie die Unterrichtmaterialien, wie etwa die Bücher, nicht nutzen könnten, ergänzte der Jurist.
Allein in Nordrhein-Westfalens Schulen wurden nach Warnkes Worten bisher 44.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen. „Oftmals konzentriert sich der Zuzug der Familien an bestimmten Standorten, die auch schon vorher stark belastet waren, weil es dort bezahlbaren Wohnraum gibt“ - woraus viele Folgeprobleme erwüchsen.
Die Untersuchung habe gezeigt, dass die Ideen, was gegen die Schwierigkeiten getan werden könne, in allen Bundesländern vergleichbar gewesen seien. fügte Warke hinzu. Die Vorschläge der Schulleitungen beziehen sich demnach etwa auf eine frühzeitige sprachliche und motorische Förderung mit einer obligatorischen Vorschule. Außerdem wird eine faire Personalzuweisung vorgeschlagen sowie mehr Flexibilität bei der Umsetzung der Lehrpläne.
Gleichzeitig betonte Warnke, dass die Ungleichheit in den Ausgangslagen der Schulen mehr berücksichtigt werden müsse. Auch müsse es eine gezieltere, datenbasierte Steuerung von finanziellen Ressourcen geben.
Die Einsicht für solche Reformen sei in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt, erklärte Warnke. „Woran es durchweg mangelt, ist die Bereitschaft, in einem viel stärkerem Umfang Daten zu nutzen, die nicht nur die Schulqualitäten, sondern auch die Wirksamkeit von Unterrichtskonzepten überprüft.“