Gütersloh (epd). Mehr als 90 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland sind dafür, die kulturellen Angebote in Theaterhäusern für kommende Generationen zu erhalten. Allerdings interessieren sich zwei Drittel der Bevölkerung nicht für diese kulturellen Angebote, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die das Liz Mohn Center der Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte. Die Autoren der Studie empfehlen, den großen Rückhalt in der Gesellschaft für Reformen zu nutzen.
Der Auffassung einer großen Mehrheit nach gehörten die Angebote zur kulturellen Identität (82 Prozent) sowie zur Bildung (91 Prozent) in Deutschland, hieß es. 76 Prozent der Befragten seien der Meinung, diese kulturellen Angebote sollten weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Zu den Theaterhäusern wurden in der repräsentativen Umfrage unter anderem Orte für Sprechtheater, klassische Konzerte, Musicals, Opern und Ballett gezählt.
Den Ergebnissen zufolge wünschen sich jedoch viele Menschen einen Abbau von Zugangshürden im klassischen Kulturbereich. Fast 90 Prozent der Befragten sei eine Preisgestaltung wichtig, die Menschen aus allen sozialen Schichten einen Besuch ermöglichen würde. 85 Prozent wünschten sich, dass Theater Stücke zeigten, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten. Rund ein Viertel (28 Prozent) meinte, dass es leichter sein müsse, an Informationen zu interessanten Angeboten zu kommen. 13 Prozent wünschten sich inhaltlich diversere und vielfältige Angebote.
Gemessen an der zugeschriebenen Relevanz müsste das Publikum eigentlich in die Kulturinstitutionen strömen, erklärte die Kulturexpertin des Liz Mohn Centers, Dorothea Gregor. Momentan sie aber das Gegenteil der Fall. Vier von fünf Befragten gaben an, klassische Angebote in den vergangenen zwölf Monaten nicht genutzt zu haben. 43 Prozent der 18 bis 29-Jährigen hätten das Gefühl, das Angebot richte sich gar nicht an sie, hieß es. Sie fühlten sich dort fehl am Platz (39 Prozent).
Die Entscheider in den Häusern sollten den großen Rückhalt in der Bevölkerung nutzen, um ihr Publikum besser kennenzulernen, zu erreichen und zu begeistern, erklärte Gregor. Sie müssten es mit ihren Angeboten in den Alltag und in die Social-Media-Timelines interessierter Menschen schaffen. Theaterhäuser sollten sich zudem mehr öffnen und vernetzen. Sie sollten sich als Treffpunkt für Menschen verstehen.
Die bundesweit repräsentative Umfrage sei der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Kulturangebote in Deutschland haben, hieß es. Für die Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 27. März bis 14. April 2023 mehr als 2.500 Bundesbürgerinnen und -bürger in Deutschland ab 18 Jahren befragt. Die Befragten wurden telefonisch kontaktiert und nahmen dann an einem Online-Panel teil.