Bogotá (epd). Im Nordwesten Kolumbiens sind 300 afro-kolumbianische und indigene Familien vor Feuergefechten zwischen dem Golf-Clan und der ELN-Guerilla geflüchtet. Die bewaffneten Auseinandersetzungen im Verwaltungsgebiet Chocó halten seit dem 21. Mai an, wie die nationale Ombudsbehörde am Sonntag (Ortszeit) mitteilte. Eine beträchtliche Anzahl von Familien war den Angaben zufolge bisher nicht in der Lage, die Gefahrenzone zu verlassen.
Der Ombudsmann Carlos Camargo forderte die nationalen und regionalen Behörden auf, eine umfassende Versorgung und den Schutz für die Gemeinschaften zu gewährleisten, da die lokalen Stellen überfordert seien. Unterdessen beobachten die Beamten der Ombudsstelle des Regionalbüros Chocó die Ereignisse und begleiteten vertriebene Familien, die ihre Heimat verlassen mussten.
Die größte kriminelle Organisation des Landes, der Golf-Clan, und die linken ELN-Rebellen kämpfen in mehreren Teilen des südamerikanischen Landes um die territoriale Vorherrschaft. Das Department Chocó liegt im für den Drogenhandel strategisch wichtigen Grenzgebiete zu Panama, die dort lebenden ethnischen Minderheiten sind dem Terror der bewaffneten Akteure seit Jahren schutzlos ausgeliefert.
Präsident Gustavo Petro hat sich zum Ziel gesetzt, das Land zu befrieden, erfährt dabei immer wieder Rückschläge. Mit der ELN-Guerilla führt die Regierung derzeit Friedensgespräche. Annäherungen und Versuche einer Feuerpause mit dem Golf-Clan sind bisher gescheitert: Im März kündigte der Staatschef die bilaterale Feuerpause mit dem Drogenkartell auf. Die Bevölkerung leidet seit den 1960er Jahren unter dem blutigen Konflikten zwischen Armee, den Rebellengruppen ELN und Farc, Paramilitärs und Drogenbanden. Etwa 300.000 Menschen sind getötet und sieben Millionen vertrieben worden.