Berlin (epd). Ausbeutung von Saisonarbeitskräften im deutschen Spargel- und Erdbeeranbau kommt einer Studie zufolge immer noch vor. Oxfam Deutschland teilte in Berlin mit, Löhne würden systematisch gedrückt, und deren Berechnungsgrundlage sei durch die Kombination von Stunden- und Akkordlöhnen mitunter schwer nachvollziehbar. Häufig müssten Arbeiterinnen und Arbeiter für die Vermittlung ihrer Arbeitsplätze hohe Gebühren entrichten Zudem müssten sie hohe Mieten für ihre Unterkünfte zahlen, ihr Krankenversicherungsschutz sei oft nur lückenhaft.
Für die nicht-repräsentative Studie hatten Oxfam und die Initiative Faire Landarbeit 66 Saisonarbeitskräfte aus vier Betrieben aus ganz Deutschland befragt. Die Betriebe seien ausgewählt worden, weil deren Lieferketten nachverfolgbar seien und weil über die Arbeitsbedingungen dort bereits Informationen vorgelegen hätten, sagte Annika Zieske von Oxfam dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Geschäftsführerin des Gesamtverbands der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände, Nicole Spieß, sagte dem epd, dass in der Regel die Arbeitgeber die Gebühren für die Vermittlung von Arbeitskräften bezahlten. Sie räumte aber ein, dass es immer wieder Fälle gebe, in denen Vermittler auch von den Saisonarbeitskräften Geld verlangten.
Oxfam und die Initiative Faire Landarbeit fordern eine Sozialversicherungspflicht und einen gesetzlichen Krankenversicherungsschutz für Saisonarbeitskräfte. Kontrollbefugnisse sollten unter dem Dach einer Arbeitsinspektionsbehörde gesammelt werden. Arbeitgeber sollten verpflichtet sein, eine Unterkunft mit Mietendeckel zu stellen und die Arbeitszeiten manipulationssicher zu erfassen.
Außerdem mahnen die Organisationen dazu, der zunehmenden Konzentration im Einzelhandel entgegenzuwirken. Die Bundesregierung solle eine Preisbeobachtungsstelle einrichten, die Richtwerte für Mindesterzeugerpreise ermittle. Der Einkauf unterhalb von Erzeugerpreisen solle verboten werden, ähnlich wie in Frankreich und Spanien.