Genf (epd). Bei den Massakern im Dorf Moura in Mali sind nach neuen Erkenntnissen der UN im März 2022 über 500 Menschen getötet worden. Das habe der Bericht einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen über die fünftägige Operation malischer Soldaten und ausländischer Militärs ergeben, teilte das UN-Menschenrechtskommissariat am Freitag in Genf mit. „Die Ergebnisse sind extrem verstörend“, erklärte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk.
„Massenhinrichtungen, Vergewaltigung und Folter in bewaffneten Konflikten sind Kriegsverbrechen und könnten, je nach Gegebenheiten, den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen“, sagte Türk. In dem zentralmalischen Ort Moura im Bundesstaat Mopti wurden im März 2022 laut Augenzeugen und Menschenrechtlern hunderte Menschen von malischen Soldaten und Bewaffneten, die vermutlich der russischen Wagner-Gruppe angehörten, zusammengetrieben.
Die meisten Opfer gehörten den UN zufolge der Minderheit der Peuhl an. Die malischen Behörden sprachen von einer Militäroperation gegen islamistische Terroristen einer Al-Kaida-nahen Gruppe namens Katiba Macina.
Den UN-Recherchen zufolge begannen die untersuchten Vorgänge am 27. März damit, dass ein Helikopter die Menschen auf dem Markt von Moura beschoss. Währenddessen landeten demnach vier weitere Helikopter und setzten Soldaten ab, die die Menschen im Zentrum des Dorfes zusammentrieben. Auf diejenigen, die fliehen wollten, sei geschossen worden. Einige Mitglieder der Katiba Macina hätten zurückgeschossen. Mindestens 20 Zivilistinnen und Zivilisten wurden getötet. In den folgenden vier Tagen seien mindestens 500 Menschen hingerichtet worden, 238 von ihnen hätten identifiziert werden können.
UN-Personal hat den Angaben zufolge über mehrere Monate in Mali zu den Vorgängen recherchiert. Allerdings hätten die malischen Behörden dem Team den Zugang zu Moura selbst verboten. Der Bericht stützt sich demnach auf Interviews mit Überlebenden und Augenzeugen sowie weitere Informationen wie forensische Erkenntnisse und Satellitenbilder.
Bei Hausdurchsuchungen wurden Augenzeugen zufolge „mutmaßliche Terroristen“ erschossen, darunter Männer mit langen Bärten, knöchellangen Hosen oder mit Abdrücken auf den Schultern, die laut den Soldaten vom Waffentragen stammten. Aber auch Menschen, die Angst zeigten, seien getötet worden. An den Verbrechen beteiligten sich dem Bericht zufolge „bewaffnete weiße Männer“, die laut Augenzeugen eine unbekannte Sprache sprachen und im Gegensatz zu den malischen Soldaten, die ausgetauscht wurden, während der ganzen Zeit in Moura blieben.