Worms (epd). Die Wormser Nibelungen-Festspiele vom 7. bis zum 23. Juli 2023 wollen mit der diesjährigen Neuinszenierung der Nibelungensage althergebrachte Rollenbilder ins Wanken bringen. In dem Stück „Brynhild“ werde der Versuch der Walküre gezeigt, „Chefin ihrer eigenen Geschichte“ zu werden, sagte Regisseurin Pinar Karabulut am Dienstag bei der Vorstellung des Festivalprogramms. Auch die Heldenrolle von Sigurd (Siegfried) solle in dem Stück hinterfragt werden.
So nehme ein Streit großen Raum ein, ob er tatsächlich einen Drachen getötet habe und ob es überhaupt Drachen gebe, berichtete Karabulut, die dem künstlerischen Leitungsteam der Münchner Kammerspiele angehört und bereits an zahlreichen renommierten Theatern arbeitete. Für die Zuschauer werde lange offenbleiben, ob die Protagonisten der Nibelungensage den Verlauf der Ereignisse ändern können oder der bekannte Mythos letztlich stärker bleibe als ihr Wille nach Selbstbestimmung.
Mit Maria Milisavljevic schrieb erstmals in der Geschichte der Festspiele eine Frau das Stück. In der Titelrolle wird Lena Urzendowsky als Brynhild (Brünhild) auf der Bühne stehen. Bekim Latifi spielt den Sigurd (Siegfried). In weiteren Rollen werden unter anderen Bless Amada als Odin, Ruby Commey als Hagen und Jens Albinus als Zwergenfigur Reginn zu sehen sein. Videosequenzen auf einer Großleinwand sollen bei der diesjährigen Inszenierung eine große Bedeutung bekommen. Der Hollywood-Schauspieler Ralf Moeller wird in Videoeinspielungen als Fafnir auftreten.
Er sei sehr gespannt auf die Reaktion des Publikums auf den neuen Ansatz des diesjährigen Stückes, sagte Festspielintendant Nico Hofmann. „Selten waren ein Team und ein Ensemble der Festspiele so vielfältig, energiegeladen und divers besetzt wie in diesem Jahr“, fügte er hinzu.
Die Nibelungen-Festspiele werden seit ihrer Wiedergründung 2002 auf einer Freilichtbühne am Wormser Dom gespielt - an dem Ort, wo sich mit dem Streit der Königinnen Brünhild und Kriemhild eine Schlüsselszene der Nibelungensage abspielt. Der Vorverkauf für die Festspiele hatte bereits Ende des vergangenen Jahres begonnen. Neben den abendlichen Theateraufführungen wird auch ein Begleitprogramm mit Konzerten, Lesungen und Ausstellungen geboten.