Köln (epd). Ein Bündnis von fast 30 Organisationen fordert anlässlich des Flüchtlingsgipfels von Bund und Ländern einen besseren Kinderschutz bei der Unterbringung geflüchteter Menschen. Häufig würden in den Unterkünften die Rechte der Menschen auf Schutz, Teilhabe, Bildung, Spiel oder Privatsphäre eingeschränkt oder verletzt, teilte das Deutsche Komitee für Unicef am Dienstag in Köln mit. Neben Unicef haben noch 26 andere Organisationen, Stiftungen und Verbände den Appell unterzeichnet.
Anlass für den Aufruf ist der für Mittwoch geplante Sondergipfel von Bund und Ländern bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), bei dem über das weitere Vorgehen bei der Aufnahme geflüchteter Menschen. Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge mehr als 81.200 Asylerstanträge von Minderjährigen gestellt. Zudem sind von den über eine Million in Deutschland schutzsuchenden Menschen aus der Ukraine etwa 348.500 Kinder und Jugendliche. Zum Ende des Jahres 2022 lebten überdies rund 27.900 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Einrichtungen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe.
Vor dem Hintergrund der derzeit hohen Auslastung der Einrichtungen mahnten die Organisationen, „unter keinen Umständen“ dürfe der Schutz von geflüchteten Kindern und Jugendlichen gefährdet werden. Gerade in herausfordernden Zeiten müsse der Kinderschutz „höchste Priorität“ haben. Wo Kapazitäten zur Unterbringung erweitert würden, sei es notwendig, dass Bund und Länder Maßnahmen für den Kinderschutz verbindlich finanzierten.
In seinem Aufruf verweist das Bündnis zudem darauf, dass in manchen Bundesländern die Standards für die Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen abgesenkt worden seien. So vergingen bisweilen Monate, bis feststehe, was unbegleitete minderjährige Geflüchteten an Hilfe bräuchten. Zudem kämen sie in einigen Bundesländern vermehrt in Sammelunterkünften unter, weil nicht genügend Plätze in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung stünden, hieß es. Dies habe zur Folge, dass Kinder und Jugendliche mitunter nur unzureichend versorgt und betreut würden.