Berlin (epd). Nach der jüngsten Missbrauchsstudie in einem katholischen Bistum fordert die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, eine Veränderung der kirchlichen Machtstrukturen. „Diese Art und Weise von Kirche als Machtsystem, in dem Menschen nicht nur zutiefst in ihrer Integrität verletzt werden, sondern als Betroffene auch marginalisiert und mundtot gemacht werden, muss ein Ende haben“, sagte Stetter-Karp der „taz“ (Donnerstag/online). Eine Gruppe aus unabhängigen Wissenschaftlern hatte vor gut zwei Wochen einen Missbrauchsbericht der Jahre 1946 bis 2014 für das Erzbistum Freiburg veröffentlicht, der von rund 540 betroffenen Kindern und Jugendlichen ausgeht sowie rund 250 beschuldigte Priester auflistet.
Durch den Bericht war auch der ehemalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch heftig in die Kritik geraten, weil er erst ganz am Ende seiner Amtszeit Missbrauchsfälle nach Rom gemeldet und damit kirchenrechtliche Untersuchungen verschleppt haben soll. Der heute 84-Jährige war von 2003 bis 2013 Erzbischof und vor seiner Ernennung schon 20 Jahre lang Personalreferent in der Diözese. Zudem war er von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er soll es laut dem Bericht selbst nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in Deutschland 2010 unterlassen haben, mutmaßliche Missbrauchstäter beim Heiligen Stuhl anzuzeigen, wie es seine Pflicht gewesen wäre.
Zollitsch habe das kanonische Recht im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen offenbar komplett ignoriert, sagte Stetter-Karp. „Die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Eltern haben für ihn gar nicht existiert“, sagte sie.