Köln (epd). Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, fordert von der Bundesregierung ein Tariftreuegesetz ein. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP trage Sozialpartnerschaft zwar „nicht nur als Lippenbekenntnis“ vor sich her, sagte Fahimi am Sonntag im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks. Gleichwohl nannte die DGB-Vorsitzende es „eine unserer Hauptforderungen, dass es ein Bundestariftreuegesetz gibt“.
„Es kann nicht sein, dass fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland inzwischen nicht mehr unter den Schutz von Tarifverträgen fällt“, kritisierte Fahimi. In Zeiten der Inflation werde „in besonderem Maße“ deutlich, „wie schnell man dann halt eben auch ins Bodenlose fällt, wie tief das Loch in die Geldbeutel gebrannt wird“.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekenne sich zum Ziel, „dass wir wieder mehr Tarifbindung brauchen“, machte Fahimi deutlich. Doch über die konkrete Ausgestaltung „werden wir noch ein bisschen streiten müssen, fürchte ich“, fügte die DGB-Vorsitzende hinzu.
Fahimi leitet den DGB seit knapp einem Jahr, sie ist die erste Frau an der Spitze des Gewerkschafts-Dachverbandes. Die 54-Jährige studierte Chemie und war von 2000 bis 2013 Gewerkschaftssekretärin bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. 2014 und 2015 war sie SPD-Generalsekretärin, von 2016 bis 2017 Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium. Vor ihrer Wahl in das Gewerkschaftsamt gehörte sie seit 2017 dem Deutschen Bundestag an.