Frankfurt a.M., Khartum (epd). Knapp zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe im Sudan dauern die diplomatischen Bemühungen für eine Lösung des Konflikts an. Der UN-Sonderbeauftragte für das afrikanische Land, Volker Perthes, sieht Chancen für Gespräche zwischen den verfeindeten Parteien. Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan habe eine Zusammenkunft in der südsudanesischen Hauptstadt Juba prinzipiell akzeptiert, sagte er dem britischen Sender BBC am Donnerstag.
Die Führung der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) um Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“, könne sich einem Gespräch kaum verweigern, sagte Perthes. Dem UN-Sonderbeauftragten zufolge haben Kenias Präsident William Ruto sowie die Staatschefs anderer Länder der Region die Rivalen im Auftrag des Staatenbundes Igad zu einem Treffen aufgefordert.
In dem Land am Horn von Afrika war Mitte April ein Machtkampf zwischen den Befehlshabern der Armee und den „Rapid Support Forces“ eskaliert. Bei den Kämpfen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderte Menschen getötet und Tausende weitere verletzt. In den vergangenen Tagen ausgerufene Waffenruhen wurden nur teilweise eingehalten oder ganz gebrochen.
Bei großangelegten Evakuierungsoperationen wurden in den vergangenen Tagen viele ausländische Staatsbürger außer Landes gebracht. Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben im Zeitraum vom 23. bis 26. April rund 780 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem Sudan geflogen, darunter 230 deutsche Staatsbürger.
Derweil warnten Hilfswerke vor den Folgen der Kämpfe für Kinder. Unicef, World Vision und „Save the Children“ forderten die Konfliktparteien auf, die Mädchen und Jungen zu schützen. „Kinder laufen Gefahr zu sterben oder körperliche und entwicklungsbedingte Schäden zu erleiden, wenn sie keinen Zugang zu Nahrungs- und Ernährungshilfe erhalten“, sagte Emmanuel Isch, Landesdirektor von World Vision im Sudan. Mädchen und Jungen würden vertrieben, und es drohten ihnen Zwangsrekrutierungen und sexualisierte Gewalt.
Laut den Vereinten Nationen hat der Konflikt die humanitäre Krise im Sudan verschärft. So sei die Hilfe für 50.000 mangelernährte Kinder unterbrochen worden. In der Hauptstadt Khartum sei der Betrieb nur in jeder vierten Gesundheitseinrichtung vollumfänglich möglich. Etwa ein Drittel der Einrichtungen seien ganz geschlossen. Bereits vor Beginn der Kämpfe waren im Sudan laut dem UN-Welternährungsprogramm rund 16 Millionen Personen, etwa ein Drittel der Bevölkerung, auf Hilfe angewiesen.