Radebeul (epd). Die Diakonie Sachsen hat die Forderung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) nach einem Zuzugsstopp für afghanische Ortskräfte scharf kritisiert. Das zu fordern, sei unethisch, erklärte Diakonie-Chef Dietrich Bauer am Montag in Radebeul. Die Aufnahme sei nicht nur aus christlicher Sicht kein Gnadenakt, sondern eine Verpflichtung. Viele der afghanischen Ortskräfte hätten mit den Deutschen zusammengearbeitet, könnten zum Teil die Sprache oder verfügten über Fachwissen und säßen seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 in der Falle.
Kretschmer hatte am Wochenende in der „Bild am Sonntag“ eine Begrenzung des Zuzugs Geflüchteter nach Deutschland verlangt. Mit Blick auf ein Bund-Länder-Treffen am 10. Mai mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte er, es gehe darum, die Anzahl der Menschen, die nach Deutschland kämen, zu reduzieren. So müssten freiwillige Aufnahmeprogramme wie etwa für Ortskräfte aus Afghanistan oder anderen Ländern sofort gestoppt werden.
Bauer kritisierte, mit solchen Forderungen werde suggeriert, dass der Stopp freiwilliger Aufnahmeprogramme ein wirkungsvoller Hebel sei, um die Zahl der geflüchteten Menschen, die nach Deutschland kämen, schnell zu verringern. Dabei betreffe das nur eine verschwindend geringe Zahl von Menschen. Zudem gehe davon das fatale Signal aus, dass Menschen nicht-deutscher Herkunft in Sachsen nicht willkommen seien und das bei dem großen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Für gefährdete Afghaninnen und Afghanen sollen in Deutschland monatlich 1.000 Aufnahmeplätze zur Verfügung stehen.