Missbrauch: Ermittlungen gegen Neffen des Priesters aus dem Saarland

Missbrauch: Ermittlungen gegen Neffen des Priesters aus dem Saarland

Mainz (epd). Im Fall des gestorbenen katholischen Priesters, der umfassendes kinderpornografisches Material besessen haben soll, hat die Polizei Ermittlungen gegen den Neffen des Geistlichen eingeleitet. Das Material sei beschlagnahmt worden, die Staatsanwaltschaft Mainz führe ein Ermittlungsverfahren gegen den „umfassend kooperativen“ 53 Jahre alten Angehörigen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Mainz am Freitagabend mit. Er stehe im Verdacht, im Nachlass des Priesters aufgefundenes jugendpornografisches Material weder vernichtet noch bei einer Strafverfolgungsbehörde abgeliefert zu haben.

„Über Fragen einer Zugänglichmachung des Materials für eine Aufarbeitung des Verhaltens des Priesters und des Umgangs hiermit durch die katholische Kirche wird gesondert zu entscheiden sein“, erklärte die Ermittlungsbehörden. Die Staatsanwaltschaft sei verpflichtet zu ermitteln, wenn ihr zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für verfolgbare Straftaten bekannt werden. „Die Aufnahme von Ermittlungen ist daher nicht gleichbedeutend mit der Feststellung, dass der in einem Ermittlungsverfahren Beschuldigte sich tatsächlich strafbar gemacht hätte“, hieß es. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gelte die Unschuldsvermutung. Für den Besitz jugendpornografischer Inhalte drohen den Angaben zufolge eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.

Derweil hat die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Vorermittlungen eingeleitet. Sie wolle prüfen, ob es möglicherweise noch lebende Tatbeteiligte gibt, die Missbrauchstaten in ihrem Zuständigkeitsbereich begangen haben, erklärte sie am Freitagabend.

Der verstorbene Priester soll über Jahrzehnte hinweg Missbrauchstaten und sexuelle Übergriffe dokumentiert haben. Nach dessen Tod fand der Neffe entsprechende Fotos und Filme. Nach einem Gespräch mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann wandte sich der Neffe an die Unabhängige Aufarbeitungskommission des Bistums. Deren Vorsitzender Gerhard Robbers steht für seinen Umgang mit dem Fall in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, dem Neffen geraten zu haben, das Material zu vernichten. Robbers hat das zurückgewiesen.

Am Freitagabend teilte Robbers mit, dass gemeinsam mit allen Gesprächsteilnehmern aus dem Transkript des Gespräches ein einvernehmlich abgestimmtes Protokoll erstellt und dieses gegebenenfalls veröffentlicht werde. Zudem habe die Kommission für die weitere Aufarbeitung den ehemaligen Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer aus Koblenz gewinnen können.