Berlin (epd). In der Debatte über Aktionen der Klimaschutzaktivisten der Initiative „Letzte Generation“ hat der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein mehr Sachlichkeit gefordert. Er sei erschrocken über „die Aggression, mit der im Moment in manchen Medien auf die engagierten Menschen losgegangen“ werde, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Freitag in seinem Bischofswort bei der Frühjahrstagung der Landessynode in Berlin.
Stäblein sagte, er lehne zwar die Methoden der Aktivisten ab. Rechtsbruch dürfe weder unterstützt noch legitimiert werden. Es sei jedoch Aufgabe insbesondere auch der Kirche, die Sorgen wahrzunehmen, das Gespräch zu suchen und Brücken zu bauen. Es sei wichtig, mit den meist jungen Menschen zu reden und Gesprächsräume zu eröffnen. Sie seien „in größter Sorge um die Schöpfung und das Tempo unseres Umsteuerns“.
Der Bischof sagte, es sei notwendig, zu neuen Formen von Mobilität, Konsumverzicht und Lebensumstellung zu finden. Dies sollte jedoch nicht von Angst „im falschen Sinne falscher Apokalyptik oder düsterer Endzeitstimmung“ geleitet sein. Dankbarkeit für die Schöpfung verpflichte auch zum Klimaschutz. Die Kirche sei jedoch kein „Verein für Klimaschutz mit angehängtem Glauben“. Ordnungen und Gesetze dürften nicht in den „Rang von Glaubensidentität und Bekenntniszwang“ erhoben werden.
Zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Stäblein, die Kirche stehe an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer. „Wir sind da für die geschundenen Seelen und Herzen der Kinder, der Menschen dort und hier“, betonte er.
In der Debatte über Künstliche Intelligenz (KI) rief Stäblein zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit neuen Technologien auf. Der Einsatz von KI und dem Textsystem ChatGPT lasse „in einem Maße nach Ethik, möglicherweise auch einem Moratorium fragen, wie schon lange kein Prozess mehr“, sagte er. Die Stimme der Kirche sei in der ethischen Debatte zum Thema KI jedoch „noch nicht recht vernehmbar“, betonte Stäblein in seinem Bischofswort: „Ich bin überzeugt, wir brauchen schnellstmöglich einen ThinkTank auf Ebene der EKD oder der Landeskirche, der sich den damit verbundenen Fragen stellt. Alles andere wäre fahrlässig.“ Zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehören 20 Mitgliedskirchen.
Es sei abzusehen, dass die Entwicklungen „unsere Welt, unsere Lebensverhältnisse und vermutlich auch unser Verhältnis zu uns selbst in starkem Maße“ verändern, betonte Stäblein: „Dieser Vorgang rollt im Moment durch unsere Alltagswirklichkeit.“ Science Fiction werde zur Realität. Auch im Bereich von Religion und Kirche komme dies langsam in den Blick.
Am Nachmittag stellten sich die drei Kandidierenden für das juristische Leitungsamt der Landeskirche vor. Gewählt wird am Samstag. Zur Wahl stehen Christine Rieffel-Braune von der Stiftung Humboldt Forum, Viola Vogel vom Vorstand der Diakonie Sachsen und Simon Welten, Landgerichtspräsident in Cottbus. Der bisherige Konsistorialpräsident Jörg Antoine hatte sein Amt zu Jahresbeginn vorzeitig abgegeben. Die 108 Synodalen vertreten knapp 834.000 Protestanten in Berlin, Brandenburg und der ostsächsischen Region Görlitz.