Saarbrücken (epd). Eine sich auflösende Geige, eine Motorpanne und viel Chaos: Die Gruppe Akoreacro eröffnet am 25. Mai das deutsch-französische Festival Perspectives. Kostenlos und unter freiem Himmel startet „Arrêt d'urgence“ („Nothalt“) im deutsch-französischen Garten in Saarbrücken. Danach ist es jeweils einmal in Bliesbruck, Völklingen und Sarreguemines zu sehen. Der tägliche Wechsel über die Grenze sei symbolisch, sagte Festivalleiterin Sylvie Hamard am Donnerstag in Saarbrücken.
Das Stück zwischen Akrobatik, Zirkus und Livemusik werde im Rahmen des 60. Jubiläums des Élysée-Vertrags aufgeführt, sagte Hamard. Insgesamt präsentiert das Festival bei seiner 45. Ausgabe 22 Stücke zwischen Objekttheater, Tanz und modernem Zirkus. In „The Game of Nibelungen“ quetscht die Schauspielerin Laura Gambarini die Nibelungensaga in 45 Minuten - eine Schulstunde, die auch in einer Schule stattfindet. Auch ein Objekttheater mit 50 Marionetten zu „Moby Dick“ sowie eine Performance des französischen Choregraphen Olivier Dubois zu seinem Werk werden aufgeführt.
Neben den Stücken sind noch drei Kinofilme sowie sechs Konzerte zu erleben. Dabei tritt die Gruppe „La Bande à Tyrex“ sowohl mit Akrobatikradkunst auf als auch mit einem Konzert zum Abschluss des Festivals im dazugehörigen Club. Bis zum 3. Juni finden die Veranstaltungen an 20 Orten in Deutschland und Frankreich statt.
Für Hamard ist es die letzte Festivalausgabe als Leiterin. „Ich leite das Festival seit 17 Jahren, ich liebe dieses Festival“, sagte sie. Doch ihre Haupttätigkeit für „Château de Versailles Spectacles“, wo sie unter anderem für die Musikproduktionen zuständig ist, lasse ihr nicht mehr genügend Zeit. „Ich habe das Festival nicht nach oben gepusht, um es dann wieder nach unten sinken zu sehen“, betonte Hamard. „Zum Glück bin ich ersetzbar.“ Für die kommende Ausgabe sei sie noch da und das Team bleibe erhalten.
Bei der Pressekonferenz in Saarbrücken, an der auch Kooperationspartner aus Deutschland und Frankreich teilnahmen, wurde ihr mit stehendem Applaus gedankt. Die saarländische Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) erklärte, dass Hamard mit Herzblut das Festival geleitet und es ins Erwachsenenleben geführt habe. „Ich habe größten Respekt vor dieser Entscheidung“, betonte sie. Das Festival lebe von Hamards Engagement und dem ihres Teams. Perspectives sei ein „wichtiger Baustein“ in der kulturellen Zusammenarbeit von Deutschland und Frankreich, betonte die SPD-Politikerin.
Das deutsch-französische Festival Perspectives wurde 1978 als „Woche des jungen französischen Theaters“ gegründet. Fremdsprachenkenntnisse sind weder für die französische noch für die deutsche Seite eine Voraussetzung. Einige Stücke kommen ohne Sprache aus, andere nutzen Über- und Untertitelung. Träger des Festivals sind die Stadt Saarbrücken, das Saarland, die Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit und das Département Moselle. Das Festival ist unter anderem mit dem Prix de l'Académie de Berlin ausgezeichnet und vom deutsch-französischen Bürgerfonds als „Leuchtturmprojekt“ gefördert worden.