Freiburg (epd). Juristische Gutachter haben den früheren Freiburger Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier „massive Vertuschung“ und „Ignoranz geltenden Kirchenrechts“ beim Umgang mit sexualisierter Gewalt vorgeworfen. Besonders erschreckend sei, dass das Leid der betroffenen Kinder und Jugendlichen und der Angehörigen keine Rolle gespielt habe, sagte der Jurist Eugen Endress bei der Vorstellung des Missbrauchsberichts für die Erzdiözese Freiburg am Dienstag in Freiburg. In ihren Amtszeiten seien keinerlei Aufklärungsbemühungen erkennbar gewesen. Vielmehr sei es nur um den Schutz der Kirche und der Priester gegangen. Zollitsch war von 2008 bis 2014 auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Der Bericht habe ein „Versagen kirchlicher Strukturen“ aufgedeckt, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der auch stellvertretender Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist. Das Kirchenrecht sehe ein Eingreifen und Melden von Fällen vor. Dass dies seine beiden Vorgänger wider besseres Wissen „schlichtweg ignoriert“ hätten, mache ihn fassungslos.
Ob dies auch kirchenrechtliche Konsequenzen für den noch lebenden Alt-Erzbischof Robert Zollitsch hat, werde der Vatikan entscheiden. Entsprechende Maßnahmen seien eingeleitet worden, sagte Burger.
Rund 540 Kinder und Jugendliche haben dem Bericht zufolge im Erzbistum Freiburg sexuelle Gewalt durch Priester und Ordensleute erfahren. Der Bericht liste über 250 beschuldigte Priester und 33 weitere Beschuldigte wie etwa Diakone auf, sagte der Vorsitzende der Kommission, Magnus Striet, zu dem rund 600-seitigen Bericht. Darin werden Strukturen im Erzbistum Freiburg offengelegt, die sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung begünstigt haben.