Frankfurt a.M., Bogotá (epd). In Kolumbien hat eine Gruppe abtrünniger Kämpfer der aufgelösten Farc-Guerilla Verhandlungen mit der Regierung angekündigt. Als Termin für den Beginn der Gespräche nannten die Vertreter des sogenannten Estado Mayor Central (EMC) laut Medienberichten den 16. Mai. Sie hätten Norwegen als Ort für die Gespräche vorgeschlagen, berichtete die Zeitung „El Espectador“ am Sonntag (Ortszeit).
Die Gruppe, die laut der Stiftung Frieden und Versöhnung (Pares) etwa 3.400 Mitglieder hat, formierte sich aus Farc-Kämpfern, die sich dem Friedensvertrag mit der Regierung 2016 nicht anschließen wollten. Ende vergangenen Jahres hatte der EMC einer Feuerpause mit der neuen Regierung des Ex-Guerillero Gustavo Petro zugestimmt. Vor wenigen Tagen sprach sich die Gruppe für Verhandlungen aus, nachdem Haftbefehle gegen hochrangige Mitglieder ausgesetzt worden waren.
Präsident Petro hat sich zum Ziel gesetzt, das südamerikanische Land zu befrieden. Auch nach dem Friedensvertrag mit den Farc und der Demobilisierung Tausender Paramilitärs 2004 herrscht in Kolumbien weiter ein blutiger Konflikt zwischen Regierung, mehreren Guerillagruppen, paramilitärischen Milizen und Drogenkartellen, bei dem seit den 1960er Jahren etwa 300.000 Menschen getötet und etwa sieben Millionen Kolumbianerinnen und Kolumbianer vertrieben wurden.
Der Kommandant der EMC, Néstor Gregorio Vera Fernández (alias Iván Mordisco), erklärte, die Türen für einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit öffneten sich erneut, wie die Zeitung „El Tiempo“ berichtete. Vertreterinnen und Vertreter der EMC-Guerilla hatten sich bis zum Wochenende für mehrere Tage in der Ebene von Yarí im südlichen Departement Caquetá mit indigenen Gemeinschaften, Bauernorganisationen und Angehörigen der afrokolumbianischen Minderheit getroffen.
Vera Fernández rief zudem die derzeit größte noch aktive Rebellengruppe ELN dazu auf, die Kämpfe zwischen beiden Gruppen zu beenden. Die ELN führt derzeit Verhandlungen mit der Regierung. Auch bei diesen Gesprächen, wie bereits bei den Verhandlungen mit den Farc, fungiert Norwegen als Garant.