Khartoum (epd). In der sudanesischen Hauptstadt Khartoum sind am Samstagmorgen Kämpfe zwischen der nationalen Armee und den Spezialeinsatzkräften (Rapid Support Forces RSF) ausgebrochen. Strategische Punkte wie der Präsidentenpalast und die Zentrale des Militärs im Mittelpunkt stehen im Mittelpunkt der bewaffneten Auseinandersetzungen, wie die Zeitung Sudan Tribune am Samstag berichtete.
Die Armee setzt Kampfjets gegen RSF-Ziele in Khartoum ein und die Schusswechsel weiten sich am Nachmittag auf mehr Stadtteile aus, wie lokale Medien berichteten. In den Sozialen Medien kursieren Videos der RSF, wonach die RSF den Präsidentenpalast sowie auch den internationalen Flughafen in Khartoum bereits eingenommen hat. Bis auf Weiteres sind Berichten zufolge alle Flüge gestrichen. Viele Nutzer in den sozialen Medien berichten, dass sie Schutz suchen und fürchten, dass das Internet abgeschaltet wird.
Alan Boswell, beim Think Tank „Crisis Group“ für das Horn von Afrika zuständig, bezeichnete die Situation auf dem Mikrobloggingdienst Twitter als extrem gefährlich: „Intensive diplomatische Verhandlungen sind sofort nötig, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden.“ Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, verurteilte die Kämpfe und erklärte im „The Guardien“, er habe beide Seiten zu einer sofortigen Waffenruhe aufgefordert, um die Bevölkerung vor weiterer Gewalt zu bewahren.
Die Armee steht unter Kontrolle des Vorsitzenden der Militärjunta, Abdel Fattah Al-Burhan, während die Spezialkräfte von seinem Stellvertreter General Hamdan Dagalo befehligt werden, genannt Hemeti. Gemeinsam hatten Al-Burhan und Dagalo im Oktober 2021 den damaligen Ministerpräsidenten Abdalla Hamdock verhaftet. In einem Telefon-Interview mit dem Fernsehsender Al-Jazeera am Samstagnachmittag warf Dagalo der Armee einen Putschversuch vor.
Am Dienstag war eine Frist verstrichen, bis zu der die Militärregierung die Macht an eine zivile Übergangsregierung abgeben sollte. Schon im Laufe der Woche gab es im Norden des Landes Auseinandersetzungen zwischen Armee und RSF. Die Zivilgesellschaft fordert seit Jahren die Übertragung der Macht an eine Zivilregierung. Bei Protesten für die Demokratie wurden seit dem Putsch 2021 mehr als 120 Zivilisten von Sicherheitskräften getötet.