Nairobi, Abuja (epd). Amnesty International hat an die Entführung von 276 Mädchen im Nordosten Nigerias vor neun Jahren erinnert. Bis heute fehle von 98 der von der Terrorgruppe Boko Haram verschleppten Mädchen jede Spur, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Freitag. Dass nach wie vor Schulkinder entführt würden, zeige das Versagen der nigerianischen Behörden, sagte der Amnesty-Nigeria-Direktor Isa Sanusi.
Im April 2014 hatte die islamistische Terrororganisation die Mädchen in Chibok im Nordosten des Landes entführt. Innerhalb weniger Tage nach der Entführung starteten Frauen in Nigeria und aus der nigerianischen Diaspora im Ausland die Kampagne „Bring back our girls“ („Bringt unsere Mädchen zurück“). Weltweit sollte mit Demonstrationen Druck auf die nigerianische Regierung aufgebaut werden.
Der damalige nigerianische Präsident Muhamadu Buhari erklärte 2015, Boko Haram sei erst dann besiegt, wenn alle entführten Mädchen befreit sind. Viele der Mädchen entkamen oder wurden freigelassen. Zuletzt fand die nigerianische Armee vergangenes Jahr auf Patrouille eine ehemalige Schülerin mit ihrem Kind. Jedoch lebten die Eltern der 98 noch vermissten Mädchen nach wie vor in Angst und Schrecken, sagte Amnesty-Direktor Sanusi.
In Nigeria entführen bewaffnete Banden und islamistische Gruppen immer wieder Personen, darunter Schulkinder, um von den Eltern oder vom Staat hohe Beträge an Lösegeld zu fordern. Bis heute sind Amnesty zufolge mehr als 600 Schulen aufgrund drohender Entführungen geschlossen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef haben rund 18,5 Millionen Kinder in Nigeria keinen Zugang zu Bildung.